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Meinung Plagiatsvorwürfe

Eine Frage der Ehre für Karl-Theodor zu Guttenberg

Wer Vorbild sein möchte, unterliegt strengeren Maßstäben als andere. Das bekommt der beliebte Verteidigungsminister nun zu spüren.

Karl-Theodor zu Guttenberg ist bisher der Politiker, der sich in Stil und Substanz von so vielen anderen unterscheidet. Sein Nimbus beruht darauf, dass die Wähler glauben, Guttenberg lasse nirgendwo fünfe gerade sein. Er sei in Amt und Alltag ehrlich. Er habe den Anstand auch in kleinen Dingen. Er sei jemand, der niemanden über das Ohr haue, nur um auf den nächsten fünfzig Metern der Karriere zwei Meter vor dem Rivalen zu liegen. Wenn es einen Unionspolitiker gibt, dem man zutraut, in einer so oft beklagten Welt der gemeinen kleinen Regelverletzungen das Spiel der Übervorteilung anderer nicht mitzuspielen, dann ist es Guttenberg. Dieser Nimbus steht mit den Unregelmäßigkeiten in seiner Doktorarbeit auf dem Spiel.

Der Umstand, dass bereits deren erster Absatz bis in den Wortlaut hinein verblüffende Parallelen zu einem dreizehn Jahre alten Zeitungsartikel aufweist, ist erklärungsbedürftig. Der Wunsch, eine schlüssige Auskunft zu bekommen, ist kein Wühlen in der Privatsphäre. Die Bundesregierung, der Guttenberg angehört, hat Bildung zum zentralen Politikfeld ausgerufen. Die Einhaltung der strengen Regeln dort ist eine Voraussetzung dafür, dass Deutschland auf dem Gebiet an der Weltspitze mithalten kann. Der Wunsch nach Klarheit richtet sich nicht zuletzt an die betreuende Universität. Sie hat die Doktorarbeit mit „Summa cum laude“ bewertet. Eine solche Einstufung erfordert die Einhaltung nicht nur der wissenschaftlichen Regeln, sondern auch der guten wissenschaftlichen Sitten.

Vorbilder unterliegen strengeren Maßstäben

Karl-Theodor zu Guttenberg hat die Doktorarbeit neben seinem Bundestagsmandat verfasst. Das ist eine beträchtliche geistige und auch physische Leistung. Es hat bislang keinen Grund gegeben, daran zu zweifeln, dass er das Zeug dazu gehabt hat, eine solche Herausforderung zu meistern. Wenige Außenpolitiker haben sich derart intensiv und leidenschaftlich in die Grundlagen des wichtigsten weltpolitischen Partners der Bundesrepublik eingearbeitet wie er. Wenn diese Leistung Bestand haben soll, kommt es jetzt darauf an, dass der Verteidigungsminister schlüssig darlegt, wie es zu den beanstandeten Textpassagen gekommen sein könnte.

Es heißt, dass in vergleichbaren Fällen bei Dissertationen eine Irrtums- oder Fehlerquote von fünf bis zehn solcher Passagen üblicherweise hingenommen werde. Karl-Theodor zu Guttenberg hat aber dafür gesorgt, dass er nicht als ein Mensch wie jeder andere wahrgenommen wird. Wer Vorbild sein möchte, unterliegt strengeren Maßstäben als andere. Den Anspruch, dass man im Leben ohne Regelverletzungen Erfolg haben kann – diesen von ihm geweckten Anspruch möge Guttenberg mit Blick auf seinen akademischen Grad einlösen.

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