WELTGo!
Journalismus neu erleben und produktiver werden
Ihr Assistent Journalismus neu erleben und produktiver werden
WELTGO! ENTDECKEN
  1. Home
  2. Debatte
  3. Henryk M. Broder
  4. Vorsicht, Broder!: Geheimnis um Guttenbergs verschollenen Doktorvater

Meinung Vorsicht, Broder!

Geheimnis um Guttenbergs verschollenen Doktorvater

Reporter
Im oberfraenkischen Guttenberg ist der Verteidigungsminister unumstritten Im oberfraenkischen Guttenberg ist der Verteidigungsminister unumstritten
Schloss Guttenberg: Hier ist genügend Platz für emeritierte Professoren
Quelle: dapd/DAPD
Wie konnte man nur Guttenbergs Doktorarbeit mit Bestnote bewerten? Der Mann, der das beantworten kann, ist verschwunden. Es gibt einen Verdacht.

Nun, da der Verteidigungsminister seinen Doktor “for good” zurückgegeben und die Uni Bayreuth ihm den Titel aberkannt hat, könnte die Causa Guttenberg zu den Akten gelegt werden. Der Freiherr müsste sich nur noch neue Basecaps besorgen, ohne den aufgedruckten “Dr. Guttenberg” hinten drauf, und könnte dann seine Kraft und sein Können wieder den Aufgaben widmen, für die er bezahlt wird. Wie in solchen Fällen üblich müsste sein Pressesprecher nur noch sagen: “Dies ist eine große Chance für einen Neuanfang” und die Reset-Taste drücken. Denn alle, die etwas zu sagen hatten, haben es getan, von Werner Schneyder (Theater in der Josefsstadt), bis Nikolaus Schneider (EKD), von Jürgen Trittin (KB) bis Gregor Gysi (SED/PDS/Linke).

Und die wenigen, die noch keine Gelegenheit dazu hatten, sind heute Abend bei Illner an der Reihe. Bevor die Sache aber Staub ansetzt, müsste schnell noch ein Punkt geklärt werden: Was sagt der Doktorvater von Ex-Doktor Guttenberg zu der Arbeit, die er mit “summa cum laude” bewertet hat? Es soll sich, so wird geraunt, um einen inzwischen emeritierten Staatsrechtler handeln. Wie konnte er eine Arbeit durchgehen lassen, die sogar Hans Leyendecker nach flüchtigem Durchblättern als plagiatös erkannt hat?

Der Doktorvater hat bis jetzt weder von sich aus etwas gesagt, noch hat sich jemand die Mühe gemacht, an seiner Tür zu klopfen und ihn zu fragen. Er soll, heißt es, abgetaucht sein. Da kann was nicht stimmen. Ein Prof. Dr. taucht nicht einfach ab, nicht einmal als Emeritus. Schon gar nicht würde er sich an einen Ort verziehen, wo die FAZ nicht zugestellt werden kann, weil er jeden Morgen wissen möchte, ob die Leserbriefe gedruckt worden sind, die er im akademischen Ruhestand verfasst. Wir haben da einen Verdacht.

Die Guttenbergs besitzen ausgedehnte Latifundien, darunter auch Wälder, in denen sogar Robin Hood mit seiner Armee spurlos verschwinden könnte. Und sie beschäftigen viel Personal. Da kommt es auf einen Förster mehr oder weniger nicht an. Auch die vielen Pferde wollen täglich versorgt werden.

Gut, das sind alles keine Aufgaben, von denen ein Akademiker in der Fakultätsversammlung träumt, aber angenehmer als von Tom Buhrow oder Claus Kleber vernommen zu werden, sind die allemal. Essen gibt es auch reichlich, und am Ende des Tages treffen sich alle in der Bibliothek und diskutieren große Werke der Weltliteratur: Den Hauptmann von Köpenick, die Tagebücher von Konrad Kujau und die bayrische Promotionsordnung. Nein, die Causa Guttenberg kann noch nicht ad acta gelegt werden.

Mehr aus dem Web
Neues aus der Redaktion
Auch interessant
Mehr zum Thema