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Ausland Ex-IWF-Chef

Dominique Strauss-Kahn kommt gegen Kaution frei

Der wegen versuchter Vergewaltigung angeklagte Strauss-Kahn wird gegen Zahlung einer Mega-Kaution aus der Haft entlassen. Er bekommt strengen Hausarrest.

Dominique Strauss-Kahn kommt vorerst frei. Allerdings hat ein New Yorker Gericht für den am 19. Mai zurückgetretenen Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF) Auflagen gemacht, für die es bislang kein Beispiel gibt.

Die von seinen Anwälten angebotene eine Million Dollar (700.000 Euro) Kaution in bar sind nur ein Teil eines ganzen Pakets, mit dem die Flucht des 62-Jährigen nach Frankreich verhindert werden soll. Strauss-Kahn wird der versuchten Vergewaltigung verdächtigt.

Unmittelbar nach dem Richterspruch am State Supreme Court in Manhattan musste der Franzose aber erst einmal wieder in seine Einzelzelle auf der Gefängnisinsel Rikers zurück. Die Tore öffnen sich erst, wenn die Million da ist. Zudem muss Strauss-Kahn aber noch fünf Millionen Dollar bereithalten, die er jedoch in Form von Bankbürgschaften hinterlegen kann.

Der Franzose darf New York nicht verlassen. Eine Sicherheitsfirma wird damit beauftragt, jeden Schritt Strauss-Kahns zu überwachen. Die bewaffneten Sicherheitsleute sollen über jeden Besuch und jede Bewegung Protokoll führen. Alle Reisedokumente – Strauss-Kahn hat zwei Reisepässe – werden einbehalten. Selbst die Wohnung wird mit Videokameras ausgerüstet. Der Richter machte deutlich, dass der Politiker beim geringsten Verstoß wieder ins Gefängnis gehe.

Strauss-Kahns Frau Anne Sinclair hat bereits ein Apartment für sich und ihren Mann gesucht. Beide werden in Manhattan wohnen, auf Schritt und Tritt bewacht von bewaffneten Wächtern und Kameras. Die Journalistin war am 16. Mai in New York eingetroffen. Im Gerichtssaal wirkte sie tief betroffen, Camille Strauss-Kahn, Tochter Strauss-Kahns aus einer früheren Ehe, stützte sie. Erst mit dem Richterspruch hellte sich ihre Miene auf.

Dem Franzosen wird vorgeworfen, am 14. Mai das Zimmermädchen eines Hotels überfallen zu haben . Laut Anklage wollte er Oralsex erzwingen, die 32-Jährige habe aber leicht verletzt fliehen können. Strauss-Kahn, vor einer Woche noch einer der mächtigsten Männer der Welt, saß die letzten Tage in einer Einzelzelle auf Rikers Island, einer Gefängnisinsel im New Yorker East River mit 14.000 Insassen

Kurz zuvor hatte die sogenannte Grand Jury den 62-Jährigen offiziell angeklagt . Sein mutmaßliches Opfer hatte am Tag zuvor mehrere Stunden vor der Grand Jury ausgesagt. Offiziell soll die Anklage bei einer nächsten Anhörung am 6. Juni vorgelegt werden. Strauss-Kahn kann dann auf schuldig oder nicht schuldig plädieren.

Bei der Anklageerhebung gegen Dominique Strauss-Kahn nahm die Grand Jury in New York alle von der Staatsanwaltschaft genannten Vorwürfe an. Dem früheren Chef des Internationalen Währungsfonds werden damit sechs Straftaten zur Last gelegt. Weil er bei der schwersten – „sexuelle Belästigung in einem besonders schweren Fall“ – gleich zweimal angeklagt ist, sieht er sich sieben Punkten gegenüber.

Laut Anklageschrift soll Strauss-Kahn am Samstag die Tür seines Hotelzimmers zugeschlagen haben, als ein Zimmermädchen zum Aufräumen eingetreten war. „Er griff dem Opfer ohne Einwilligung an die Brust, versuchte, die Strumpfhose herunterzuziehen und griff ihm in den Schrit t. Sein Penis hatte gewaltsam zweimal Kontakt mit dem Mund des Opfers.“

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Wegen dieses zweimaligen Kontakts wirft die Staatsanwaltschaft dem 62-Jährigen die doppelte „sexuelle Belästigung ersten Grades“ vor. Dafür allein drohen jeweils 25 Jahre Haft. Hinzu kommt „versuchte Vergewaltigung ersten Grades“, dafür könnten 15 Jahre verhängt werden. „Sexueller Missbrauch“ steht zweimal in der Anklage, das wird ersten Grades mit sieben Jahren, dritten Grades mit drei Monaten Haft geahndet.

Die Schließung der Tür, um die Frau am Weglaufen zu hindern, wird zudem als Freiheitsberaubung gewertet. Dafür drohen Strauss-Kahn ein Jahr Gefängnis, ebenso wie für „unsittliches Berühren“, der sechste Anklagepunkt.

Reuters/dpa/dapd/jw

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