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Meinung Atomausstieg

Deutschlands Stromversorgung wird zur Glückssache

Wirtschaftsredakteur
Die Warnungen vor einem Blackout sind nicht nur Panikmache. Und schon die bloße Möglichkeit eines Stromausfalls schadet Wirtschaft und Industrie.

Als am vergangenen Wochenende das nunmehr 13. Atomkraftwerk vom Netz ging, hatten Anti-Atomlobbyisten und Energiepolitiker die Warnungen vor einem möglichen, flächendeckenden Stromausfall mit der üblichen Reflexhaftigkeit in den Wind geschlagen: Das sei alles nur interessengeleitete Panikmache.

Dabei übersahen die Verharmloser schlechterdings, dass die deutschen Netzbetreiber ja längst nicht mehr die Interessen der Energiekonzerne und AKW-Betreiber vertreten, sondern nur noch ihre eigenen. Die Netztöchter von E.on und Vattenfall wurden schon vor langer Zeit an ausländische Betreiberfirmen verkauft. Und die Netztöchter von RWE und EnBW werden gemäß den strengen deutschen Entflechtungsgesetzen von ihren Konzernmüttern fast völlig unabhängig geführt.

Die Warnungen sind besonders ernst zu nehmen

Deshalb sind die neuerlichen Warnungen der Netzbetreiber vor großflächigen Stromausfall im kommenden Winter auch besonders ernst zu nehmen. Denn das Schreiben der Unternehmen an die Bundesregierung ist drängender, schärfer, mahnender und inhaltlich plausibler als je zuvor formuliert und kommt als Quintessenz fast schon der Ankündigung eines Blackouts gleich.

Die Bundesregierung sollte sich gut überlegen, ob sie weiterhin den Verharmlosern Glauben schenkt, oder den Mahnern. Denn eines steht fest: Die Industrie- und Gewerbebetriebe in Deutschland haben keinerlei Grund, den Warnungen der Netzbetreiber zu misstrauen. Und seit dem Brandbrief der Netzbetreiber müssten milliardenschwere Industriekonzerne wie ThyssenKrupp, BASF oder Salzgitter unter dem ständigen Damoklesschwert eines möglichen Blackouts arbeiten.

Sie können zum erstem Mal in der deutschen Nachkriegsgeschichte nicht mehr mit Sicherheit davon ausgehen, dass ihnen stets genügend Elektrizität für die Produktion geliefert wird. Schon in diesem Winter kann den Fabriken der Strom abgeschaltet werden, es braucht dafür nicht mehr als ein winterliches Hochdruckgebiet mit Windflaute.

Ein Blackout würde milliardenschwere Kosten für die Wirtschaft verursachen und womöglich Menschenleben kosten. Doch schon die bloße Möglichkeit eines Blackouts, wie sie jetzt unbezweifelbar mit hoher Wahrscheinlichkeit besteht, fügt der Attraktivität des Wirtschafts- und Industriestandortes Deutschland gewaltigen Schaden zu. Mit ihrem hektischen Atom-Moratorium hat die Bundesregierung dafür gesorgt, dass die Stromversorgung in Deutschland zur Glückssache geworden ist.

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