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FC Bayern München Karl-Heinz Rummenigge

"Was ist denn Nachhaltigkeit? Wir brauchen Erfolg"

Karl-Heinz Rummenigge spricht mit "Welt Online" über die Personalplanungen bei Bayern, die Erwartungen an Heynckes und die harte Kritik von Kahn.

Welt Online: Am kommenden Wochenende steigt das Champions-League-Finale zwischen Barcelona und Manchester United . Im vergangenen Jahr stand der FC Bayern noch im Endspiel. Schauen Sie mit Wehmut in Richtung Wembley?


Karl-Heinz Rummenigge: Für mich stehen die beiden besten Mannschaften in dieser Saison im Finale. Das ist ja kein Automatismus.

Welt Online: Auffällig ist, dass beide Klubs von einer unglaublichen Kontinuität geprägt sind. Bei Manchester wirkt Sir Alex Ferguson schon seit mehr als zwei Jahrzehnten, auch die Barca-Schule existiert schon seit Jahren. Ist es das, was dem FC Bayern fehlt?

Rummenigge: Grundsätzlich muss man sagen, dass die Kontinuität, wie sie Manchester United auf der Trainerposition pflegt, einzigartig ist. Das hat es noch nie gegeben. Und ich denke auch nicht, dass es das noch einmal geben wird, dass ein Mann über 25 Jahre Trainer in einem Klub ist. Ich finde das wunderbar. Auch Barca hat einen Nachwuchs, der auf einem Topniveau stattfindet. Dennoch glaube ich, dass jeder Klub seinen eigenen Stil finden muss. Ich denke nicht, dass man den Stil von Barca kopieren kann. Jedes Land, jeder Klub hat seine Eigenarten.

Welt Online: Das Resultat der deutschen Eigenheiten ist aber, dass die Bundesliga seit zehn Jahren ohne internationalen Titel dasteht. Was sind die Ursachen?

Rummenigge: Ein Titel wäre auch für Deutschland möglich gewesen. Der FC Bayern war in der vergangenen Saison im Champions-League-Finale, der HSV war im Europa-League-Halbfinale, Werder Bremen im Jahr davor gar im Finale. Aber für mich ist der entscheidende Titel der in der Champions League. Und ich glaube, dass es in den nächsten Jahren für die deutschen Klubs nicht einfacher wird, erfolgreich in der Champions League mitzuspielen, geschweige denn, den Titel zu gewinnen. Es wird immer auch ein finanzielles Kräftemessen.

Welt Online: Am Beispiel Porto aber sieht man, dass Erfolg nicht ausschließlich einen finanziellen Ursprung haben muss. Die portugiesische Liga steht in Sachen TV-Gelder noch schlechter als die deutsche da, und Porto hat allein in den vergangenen acht Jahren einmal die Champions League und am vergangenen Mittwoch zum zweiten Mal die Europa League gewonnen .

Rummenigge: Es ist richtig, es ist nicht nur eine finanzielle Angelegenheit. Das ganze Paket muss stimmen. Und den Erfolg von Porto gilt es zu honorieren. Die Kollegen haben sehr gute Arbeit geleistet. Sie haben es geschafft, eine Mannschaft aufzubauen, die am Ende auch international erfolgreich ist. Ihr Konzept ist es, jedes Jahr sehr viele Spieler aus Brasilien zu holen, die man zum Teil gar nicht kennt. Ein Jahr später trennt man sich von 80 bis 90 Prozent dieser Spieler wieder. Aber unter den restlichen Spielern gibt es welche wie in diesem Jahr Falcao, der mit 17 Toren die Europa League quasi im Alleingang geholt hat, die einschlagen wie eine Bombe. Obwohl ich eines festhalten möchte: Der Qualitätsunterschied zwischen Europa-League-Sieger und Champions-League-Sieger ist enorm. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass Porto nächstes Jahr, wenn sie Champions League spielen, diese nicht gewinnen werden. Das traue ich ihnen nicht zu.

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Welt Online: Und dem FC Bayern?

Rummenigge: Wir müssen uns ja erst mal qualifizieren. Aber auch dann wird es für Bayern München schwer. Bislang hat es noch keine Mannschaft geschafft, das Finale zu erreichen, wenn es in der eigenen Stadt stattfindet. Natürlich gilt es für uns kommende Saison, diese Statistik nach Möglichkeit zu widerlegen. Aber eines muss man auch sagen: Diese Champions League ist der Traum von allen. Ich kenne die Kollegen in England, Italien und Spanien sehr gut. Sie haben alle jedes Jahr diesen Traum, Champions-League-Sieger zu werden. Was es gilt, ist auch da eine gewisse Kontinuität zu haben. Kontinuität bedeutet für mich, dass wir versuchen sollten, jedes Jahr das Halbfinale zu erreichen. Danach ist das Niveau bis auf ein, zwei Prozentpunkte von der Tagesform abhängig. Wir müssen versuchen, kontinuierlich ins Halbfinale einzuziehen. Daran müssen wir hart arbeiten.

Welt Online: Wo sehen Sie den größten Arbeitsbedarf?

Rummenigge: Man muss eine gute Mannschaft haben, die individuelle Qualität auf dem Platz muss hoch sein. Und dann muss man eine Mannschaft zusammenbringen, die harmonisch miteinander lebt, wo der ganze Klub harmonisch miteinander lebt. Das war sicherlich eines der größten Probleme, das wir diese Saison hatten, dass die Harmonie in unserem Klub gefehlt hat und damit natürlich auch in der Mannschaft zu kurz gekommen ist.

Welt Online: Dieses Selbstbewusstsein, dass Sie von einem kontinuierlichen Halbfinal-Einzug sprechen und dass auch der FC Bayern international wieder als einer der Topklubs Europas wahrgenommen wird, hat viel mit dem Wirken von Louis van Gaal in der vergangenen Saison zu tun. Dennoch ist es auffällig, wie sehr gerade von Führungsebene in Richtung van Gaal nachgekartet wird.

Rummenigge: Ich habe es immer gesagt, auch als er noch bei uns Trainer war: Er ist ein guter Trainer, aber kein einfacher Mensch. Und der Mensch stand dem Trainer oft im Wege. Wenn man so einen dominanten Stil pflegt, dann basiert das Zusammenleben stark auf Erfolgserlebnissen. Wenn die nicht da sind, wird es eng. Aber dass er ein guter Trainer ist, stellt beim FC Bayern keiner infrage. Es ist aber wie alles im Leben auch ein Zusammenspiel der Kräfte. Und es ist für mich auch kein Wunder, dass ein José Mourinho bei Real Madrid auch in der Kritik steht , obwohl er nachweislich ein sehr guter Trainer ist. Diesem Trainertyp hilft in letzter Konsequenz nur der Erfolg.

Welt Online: Ein Kriterium, das auch den internationalen Erfolg der Bundesliga wieder ankurbeln könnte, ist das Financial-Fairplay-Konzept der Uefa. Das ab diesem Sommer geltende Regelwerk soll dazu führen, dass die Klubs nicht mehr ausgeben als sie einnehmen. Doch der internationale Transfermarkt explodiert förmlich. Jüngst erst gab es die Meldung, dass Manchester City bereit sei, 180 Millionen für Cristiano Ronaldo auszugeben. Wie bedenklich ist die Entwicklung?

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Rummenigge: Das Ganze wird eine große Nagelprobe für die Uefa werden. Fakt eins ist, dass es bislang zwar die Regeln gibt, aber noch ist nicht klar, was passiert, wenn die nicht eingehalten werden. Es soll Konsequenzen geben, aber noch ist kein Strafenkatalog für Vergehensfälle statuarisch festgelegt. Fakt zwei wird sein, dass es auch bei Financial Fairplay auf Details ankommt. Seit es die Menschheit gibt, wird sehr kreativ mit Statuten umgegangen. Das wird für mich die Nagelprobe sein, inwieweit man bei der Uefa willens ist, die Kreativität mancher Klubs zu kontrollieren und zu unterbinden.

Welt Online: Wie sollten Strafen aussehen?

Rummenigge: Vergehen müssen hart bestraft werden und in letzter Konsequenz auch zum Ausschluss vom internationalen Wettbewerb führen. Ich glaube, dass bei einer bestimmten Anzahl an Klubs in Europa das Thema Financial Fairplay noch nicht so ganz ernst genommen wird, wie man das in Deutschland tut . Doch genau das muss die Uefa einfordern, sonst ist alles für die Katz, was bislang bewerkstelligt wurde. Das war immerhin ein Arbeitsablaufplan von zwei Jahren mit einem unglaublichen Aufwand, dem man betrieben hat, um die Regularien einzuführen.

Welt Online: Täuscht der Eindruck, oder sehen Sie das Ganze relativ pessimistisch?

Rummenigge: Ich sehe das Verhalten meiner Kollegen. Weniger in Deutschland, mehr das in anderen großen Ligen. Ich frage mich, warum machen die das? Wir arbeiten hier daran, dass wir jedes Jahr mindestens Break Even sind. Man muss sich ja auch auf die Einführung von Financial Fairplay vorbereiten. Ich frage mich, wie machen das einige Klubs in England, Italien oder auch Spanien? Laufen die sehenden Auges in ihr Unglück oder glauben sie, dass die Geschichte nicht seriös und ernst zu nehmen ist?

Welt Online: Wenn man Financial Fairplay zu Ende denkt, führt es nicht dazu, dass die Großen unter sich bleiben?

Rummenigge: Die Großen bleiben schon seit 30 Jahren unter sich. Es kommt immer mal einer dazu, aber im Großen und Ganzen findet man Real Madrid auch vor 25 Jahren wieder oder eben Barcelona. Was auffällt ist, dass Klubs, die früher eigentlich keine große Rolle gespielt haben, jetzt qua Eigentümer nach oben kommen.

Welt Online: Und Sie meinen, das kommt nicht gut an?

Rummenigge: Ich habe den Eindruck, dass es in der Fanszene nicht so gut ankommt. Am Anfang als die Oligarchen und Patriarchen kamen, wurden sie mit einem Triumphmarsch empfangen. Und nach einigen Jahren, wie beispielsweise auch bei Manchester United, gehen die Fans auf ein distanziertes Verhältnis. Weil sie merken, dass die Interessenlage der Fans und der Besitzer oft nicht gleichgelagert ist. Für mich ist es in Deutschland eine gute Entscheidung, dass man 50 plus eins eingeführt hat und auch konsequent beibehält. Weil ich der Meinung bin, die Fans wollen nicht immer höher, immer schneller, immer weiter auch in diesen finanziellen Dingen. Sie wollen zurück zu einer gewissen Seriosität und auch Tradition. Diese Werte gilt es auch in den nächsten Jahren zu berücksichtigen und einzufordern.

Welt Online: Im Rahmen von Financial Fairplay müsste jeder Klub versuchen, die Kaderkosten zu reduzieren. Macht das der FC Bayern?

Rummenigge: Sicherlich haben wir zum Teil auch Kosten reduziert. Wenn ich mir die Abgänge von Demichelis, Luca Toni oder van Bommel anschaue, dann hat das auch dazu geführt, dass wir Gehälter reduziert haben. Dass wir auch Transfers machen, die gehaltstechnisch ein gewisses Niveau haben, das ist klar. Aber wir sind nicht bereit, die ganz großen Exzesse zu veranstalten, wie sie teilweise im Ausland stattfinden.

Welt Online: Dennoch ist zumindest so viel Geld vorhanden, dass der FC Bayern als einziger Klub der Bundesliga Stars halten kann. Özil und Khedira waren es, die im letzten Jahr zu Real Madrid gingen. Jetzt ist es Nuri Sahin . Wie bewerten sie diese Entwicklung?

Rummenigge: Wir haben zwei Vorteile gegenüber vielen anderen Klubs in Deutschland. Der eine, das wir ein sehr gutes Image haben, was sportliche Nachhaltigkeit betrifft. Und der zweite sind die finanzielle Vorraussetzungen, die wir geschaffen haben, um im Konzert der Großen die Spieler halten zu können. Ich darf erinnern, ein Ribery hatte viele Nachfragen, ein Schweinsteiger, ein Gomez, ein Lahm. Am Ende des Tages darf man nicht blauäugig sein. Die Spieler bleiben nicht hier, weil der Himmel so schön blau ist, da müssen auch die finanziellen Voraussetzungen stimmen. Dass Nuri Sahin Dortmund verlassen hat, liegt exklusiv an den Finanzen. Er hat sich dort offensichtlich sehr wohl gefühlt, er hat in einer national sehr erfolgreichen Mannschaft gespielt, aber er geht trotzdem. Und der Grund ist nicht, dass er Spanisch lernen will.

Welt Online: Oliver Kahn hat jüngst recht deutliche Worte gefunden und gesagt: Was er sowohl bei Real Madrid aber auch beim FC Bayern vermisse, ist die wirkliche Idee vom Fußball, die Philosophie und nach welchen Kriterien die Spieler zusammengestellt werden. Können Sie seine Kritik nachvollziehen?

Rummenigge: Grundsätzlich bin ich ein Mensch, der Kritik respektiert. Aber ich sage immer, sie muss den richtigen Weg haben. Und bei Oliver Kahn fällt mir auf, dass er den exklusiv über die Öffentlichkeit geht. Dementsprechend ist es kein Zufall, dass er sich vor allem kritisch über den FC Bayern äußert, weil man damit die meiste Aufmerksamkeit erzeugt. Er ist immer zu einem Kaffee eingeladen, um Kritik hier direkt zu äußern und Vorschläge zu machen. Über die Öffentlichkeit akzeptiere ich das nicht, auch nicht von ihm.

Welt Online: Teilen Sie denn seine inhaltlichen Bedenken? Kahn sagte beispielsweise, Bayern München kauft seine Spieler nach Namen .

Rummenigge: Gekauft wird bei Bayern München nicht nach Namen, sondern nach Qualität. Wenn die Qualität zufällig einen Namen hat, bleiben wir mal bei dem Namen Manuel Neuer, da ist beides identisch, Qualität und Name.

Welt Online: In der Personalie Petersen haben Sie in der vergangenen Woche Vollzug gemeldet , in der von Neuer wird es trotz der Bemühungen von Schalke, ihren Torhüter zu halten, in dieser Woche der Fall sein. Ihre größte Problemstelle bleibt aber die Abwehr.

Rummenigge: Ich sage nicht die Abwehr, sondern die defensive Organisation. Wir haben letzten Montag ein Gespräch mit Jupp Heynckes geführt. Und da hatte einer in der Runde gesagt, ja, was machen wir denn mit unserem Abwehrproblem? Da hat Jupp Heynckes gesagt: Moment, wir haben kein Abwehrproblem, sondern wir haben die Defensive so zu organisieren, dass sie stabiler wird. Das ist der richtige Ansatz. So wie Louis van Gaal alles getan hat für die Offensive, wird er sicherlich die Defensive neu organisieren. Das heißt, dass die Defensivarbeit vorne bei Mario Gomez beginnen muss, hinten natürlich aber auch die Qualität stimmen muss. Aber es ist ja kein Zufall, dass wir, seitdem Andries Jonker die Mannschaft übernommen hat, maximal nur noch ein Gegentor pro Spiel bekommen und die sehr kritisierten Abwehrspieler viel stabiler gewirkt haben.

Welt Online: Aber sie werden sich dennoch sowohl auf der Außen- als auch auf der Innenverteidigerposition verstärken?

Rummenigge: Das sind die beiden Positionen, über die wir diskutieren. Aber ich kann heute noch nicht seriös voraussagen, wen wir verpflichten werden. Dass wir Gespräche führen, ist bekannt. Aber es sind noch keine finalen Entscheidungen gefallen.

Welt Online: Mit Jerome Boateng von Manchester City sollen Sie sich bereits geeinigt haben.

Rummenigge: Es ist ja kein Geheimnis, dass der Spieler eine Sympathie für Bayern München hegt . Aber ich bin heute noch nicht soweit, dass ich mich so optimistisch über Manchester City und die notwendigen Dinge äußern kann.

Welt Online: Selbst wenn es mit Boateng klappt, bleibt die Frage: Ist seine Verpflichtung die große internationale Lösung, oder hat Bayern München von seiner Qualität nicht auch schon Spieler im Kader?

Rummenigge: Prinzipiell werden wir die Mannschaft qualitativ verbessern, aber das muss in einen finanziellen Kontext passen. Nur von einem Gedanken sollte man sich in der kommenden Saison sowieso lösen: Wir haben nicht nur unsere erste Elf. Jupp Heynckes wird rotieren lassen, das hat er auch schon bei Bayer Leverkusen so gemacht. Damit wird neu motiviert, und auch der Mannschaftsgeist wird wieder eine höhere Bedeutung bekommen. Das war ja auch ein Problem bei uns in der abgelaufenen Saison, dass sich einige Spieler ausgegrenzt gefühlt haben. Ein Hamit Altintop hat das gesagt, ein Anatoli Timoschtschuk hat das auch schon kundgetan. Mit dieser Rotation wird das harmonischer ablaufen. Teamgeist wird sicherlich ein wichtiges Wort bei uns in der kommenden Saison sein.

Welt Online: Wird es noch Abgänge geben?

Rummenigge: Es ist nicht geplant. Wir waren ja an der untersten Grenze mit unserem Kader. Wir werden bis zum 1. Juli sicherlich den einen oder anderen Zugang präsentieren können. Aber ich glaube nicht, dass wir namhafte Abgänge haben werden.

Welt Online: Das heißt dann auch, Miroslav Klose bleibt.

Rummenigge: Ich hatte in der vergangenen Woche noch ein Gespräch mit seinem Berater. Jupp Heynckes hat auch noch einmal mit Miro gesprochen. Ich erwarte, dass wir in dieser Woche von ihm eine Antwort kriegen, ob er bleiben will.

Welt Online: Dann ging es in Ihrem Gespräch auch um Kloses Vertragslänge?

Rummenigge: Das war unter anderem ein Thema.

Welt Online: Sind Sie ihm entgegengekommen? Er wollte einen Vertrag für zwei Jahre, Sie ursprünglich nur eine Verlängerung um ein Jahr.

Rummenigge: Ich würde sagen, wir haben beide an einer kreativen Lösung gearbeitet

Welt Online: Wie sinnvoll ist dann die Personalie Nils Petersen? Er wäre lediglich Stürmer Nummer vier und dürfte selbst bei aller Rotation kaum zum Einsatz kommen.

Rummenigge: Ich sage dennoch, er könnte eine positive Überraschung werden, so wie es bei uns oft jemanden gab, mit dem nur wenige rechneten. 2007 etwa hatten wir Ribery, Toni und Klose verpflichtet. Und dann kam Hamit Altintop ablösefrei dazu und spielte eine sehr gute Saison. Petersen hatte viele Angebote. Aber bei ihm mussten wir nicht unsere finanziellen Muskeln spielen lassen. Er hat gesagt, wenn man ein Angebot von Bayern München hat, geht man zu Bayern München. Allein, wie er an die Sache rangeht, gefällt mir.

Welt Online: Oliver Kahn zweifelte nicht nur die Kaderplanung an, sondern auch, ob Jupp Heynckes wirklich eine nachhaltige Lösung sei und nicht einfach nur die bequemste.

Rummenigge: Es ist die richtige Lösung. Was ist denn Nachhaltigkeit im Fußball? Was wir brauchen, das ist Erfolg. Wenn wir zwei Jahre Erfolg mit Jupp Heynckes hätten, wären alle sehr glücklich.

Welt Online: Woran messen Sie Erfolg?

Rummenigge: Der ehrlichste Titel bleibt die Deutsche Meisterschaft. Ich mache auch kein Hehl daraus, dass für uns das vom ersten Spieltag in der kommenden Saison das Ziel sein wird. Und ich bin davon überzeugt, dass wir mit Jupp Heynckes wieder in eine stabile Phase kommen werden.

Welt Online: Statistisch gesehen muss Ihnen auch erst wieder vor dem übernächsten Jahr bange werden. Was auffällt: In der Saison nach großen Turnieren scheint der FC Bayern nicht Meister werden zu können. Weder nach der WM 2006, noch nach der EM 2008 oder der WM 2010.

Rummenigge: Das ist richtig. Und wir werden auch im kommenden Sommer den Großteil unserer Spieler für die Europameisterschaft abstellen müssen. Auch danach wird die Regenerationsphase für die Spieler zu kurz sein, auch danach wird die Vorbereitung für den Trainer zu kurz sei. Ich glaube, dass wir uns vielleicht da gedanklich neu ordnen müssen.

Welt Online: Und wie soll die Neuordnung aussehen?

Rummenigge: Dass man den Spielern, auch wenn man ihnen eigentlich keine drei Wochen geben kann, trotzdem die notwendigen drei Wochen gibt. Und vielleicht ist es keine unkluge Entscheidung, in den ersten Spielen auf solche Spieler zu verzichten. Ich fordere aber auch gleichzeitig ein, dass dann die Nationalmannschaften unsinnige Termine wie die Freundschaftsspiele im August abschaffen. Es kann nicht sein, dass nur die Klubs die Zeche zahlen. Das werden wir auch nicht mehr akzeptieren.

Welt Online: Wie wollen Sie dagegen vorgehen?

Rummenigge: Erst einmal in der Diskussion. Und wenn die nicht fruchtbar ist, muss man sich auch härtere Maßnahmen überlegen. Glauben Sie mir eines, die gesamte Klublandschaft in Europa ist extrem unzufrieden in der Zusammenarbeit mit der Fifa und auch mit der Uefa. Wir hatten einige Diskussionen im ECA-Vorstand, wo ich den Eindruck habe, das es eine breite Mobilmachung der Unzufriedenheit gibt. Wenn die Fifa und die Uefa nicht bereit sind, zugunsten der Klubs etwas zu verändern, kommt es zu einer großen Belastungsprobe.

Welt Online: Wie soll die aussehen?

Rummenigge: Wir haben eine Vereinbarung mit Fifa und Uefa, die bis 2014 Bestand hat, die stelle ich auch gar nicht infrage. Aber danach läuft sie aus. Und dann wird man sehen müssen, ob dann noch eine Vereinbarung unter diesen Voraussetzungen möglich ist.

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