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Kolumbien – Drogenhölle wird zum Investoren-Mekka

Der Moloch macht sich hübsch: Touristen kommen nach Bogotá zurück Der Moloch macht sich hübsch: Touristen kommen nach Bogotá zurück
Kolumbiens Hauptstadt Bogotá: Der Aufbau stabiler wirtschaftlicher und politischer Rahmenbedingungen steht im Vordergrund
Quelle: dpa-tmn/DPA/Florian Sanktjohanser
Das Schwellenland hat sich radikal verändert. Inzwischen gilt Kolumbien für Investoren als Top-Standort. Ein großer Vorteil sind die großen Energiereserven.

Es gibt Länder, die gelten unter langfristig denkenden Unternehmern und weitsichtig planenden ausländischen Investoren als Geheimtipp. Dazu gehört seit geraumer Zeit schon Kolumbien – nach Brasilien und Mexiko mit 45 Millionen Einwohnern das Land mit der drittgrößten Bevölkerung Lateinamerikas und außerdem das zweitgrößte Spanisch sprechende Land der Welt. Ehemals als "Drogenmekka" gebrandmarkt, hat sich Kolumbien radikal verändert und gilt heute als einer der besten und sichersten Investitionsstandorte der ganzen Region. Die Gewaltdelikte sind stark gesunken und Bogotá ist heute sicherer als Caracas, Mexiko-City oder Buenos Aires.

Erst Mitte März 2011 hat die Ratingagentur Standard & Poor`s ihre Einschätzung zu Kolumbien von BB+ auf BBB- verbessert: Damit verfügt das Land - nach zwölf Jahren Unterbrechung - wieder über den begehrten "Investment grade". Diese positive Meinung spiegelt sich auch in der rasanten Zunahme von ausländischen Direktinvestitionen in den ersten zwei Monaten dieses Jahres wider: Sie erhöhten sich nach Angaben der kolumbianischen Zentralbank im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 56 Prozent auf 2,2 Milliarden US-Dollar. Gleichzeitig verfügt Kolumbien mit 17,37 Prozent über das niedrigste Kreditzinsniveau Lateinamerikas - bei 30 Milliarden Dollar Währungsreserven.

Nach einer Einschätzung des Magazins "Forbes" vom März liegt Kolumbiens Börse im Rentabilitätsranking auf Platz eins unter den Schwellenländern. Im letzten Jahr war die Inflationsrate mit 3,1 Prozent die niedrigste in Lateinamerika. Das Bruttoinlandprodukt wuchs wiederum um 4,3 Prozent - dieses Jahr könnte es, so der kolumbianische Industriedachverband Andi, bei fünf Prozent liegen. Die Weltbank krönte Kolumbien zum Land mit dem besten Geschäftsklima in Lateinamerika erklärte.

Die erste offizielle Europareise von Präsident Juan Manuel Santos wurde zum Triumphzug für den seit August letzten Jahres regierenden neuen Staatschef: In Madrid, Brüssel und Berlin rollte man ihm in den zurückliegenden Tagen den roten Teppich aus. Und die Botschaft des 59 Jahre alten konservativen Präsidenten war klar: Kolumbien, das jahrzehntelang als das Drogenland par excellence galt, befindet sich in einer Phase des Aufbaus stabiler wirtschaftlicher und politischer Rahmenbedingungen und bietet sich deshalb als idealer Standort an für Investitionen.

Es war die unter dem ehemaligen US-Präsidenten Bill Clinton begonnene Hilfe des sogenannten "Plan Colombia", die die Voraussetzungen dafür schuf, dass die kolumbianischen Streitkräfte die seit den 70er-Jahren des letzten Jahrhunderts agierenden Farc Guerilla entscheidend schwächten. Diese hat längst den politischen Rückhalt in der Bevölkerung verloren: Gäbe es nicht die Rückzugsbasen auf venezolanisches und ecuadorianischen Territorium, wären die Guerilla längst aufgerieben.

Für Bodo Liesenfeld, Vorstandsvorsitzender des Lateinamerika Vereins Hamburgs, ist Kolumbien eines der wichtigsten Länder aus dem Kreise der Emerging Markets: "Kolumbien hat verstanden, dass Strukturformen wichtig sind, aber dass vor allem die Fragen der Sicherheit entscheidend sind."

Viele deutsche Unternehmen stufen Kolumbien als absolut privilegiert unter den lateinamerikanischen Investitionszielen ein, erklärt Liesenfeld: Kolumbien sei nämlich ein "Sonderfall" "Anders als andere Länder verfügen die Kolumbianer eben über schier unerschöpfliche Energiereserven der verschiedensten Art." Es gebe energiepolitisch keine spannendere Nation in Lateinamerika als Kolumbien.

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