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Märtyrer Miqdad aus Essen, der "afghanische Blitz"

Er wollte möglichst viele Deutsche töten und wurde selbst erschossen: "Miqdad" aus Essen wird dafür nun von Islamisten verehrt. Das beweist ein Propagandavideo.

Die islamistische Terrorgruppe „Islamische Bewegung Usbekistans“ (IBU) hat ein neues Propagandavideo veröffentlicht, in dem ein deutscher Islamist als Märtyrer gefeiert wird.

Der junge Mann, ein Deutsch-Afghane aus Essen, starb im März bei einem Gefecht im nordafghanischen Einsatzgebiet der Bundeswehr. Sein größter Wunsch sei es gewesen, in Afghanistan Deutsche zu töten, berichten ehemalige Mitstreiter.

Der Bonner Islamist Yassin C. alias „Abu Ibrahim“ hält in dem knapp achtminütigen Propagandavideo eine Lobesrede auf den deutschen Dschihadisten. „Meine speziellen Grüße hier aus dem Khorasan gelten heute meinen Geschwistern in Essen“, so C.

„Ein Bruder, der durch Essen spazierte und nicht auffiel“

„Liebe Geschwister in Essen, Allah der Erhabene erwählte aus eurer Stadt einen überaus Fleißigen, einen Bruder, der noch kürzlich in euren Gebetsreihen stand. Einen Bruder, der durch die Straßen Essens spazierte und nicht wirklich auffiel.“

Abdullah heißt der Mann aus Essen, in den Kampfreihen der Islamisten hieß er jedoch Miqdad. Er sei, heißt es in dem Video, im November 2010 in die pakistanisch-afghanische Grenzregion gereist und habe dort im Januar 2011 eine terroristische Ausbildung absolviert.

„Kurz danach reiste er (Miqdad – die Red.) in den Norden Afghanistans“, erklärt der Bonner Islamist Yassin C. „Am 20.3.2011 starb er in Baghlan in der Nähe von Kundus bei einem Gefecht mit amerikanischen Soldaten den Tod des Märtyrers.“

„Aufgrund dieses kurzen aber gleichzeitig auch erfolgreichen Auftritts, bekam er den Beinamen ‚der afghanische Blitz‘“, frohlockt C. weiter.

„Ich will unbedingt Deutsche töten“

Kurz nach seiner Ankunft im pakistanischen Stammesgebiet Waziristan habe der Islamist aus Essen darum gebeten, im Norden Afghanistans in den Dschihad ziehen zu dürfen. „Schickt mich bitte schnell nach Kundus, denn ich will unbedingt Deutsche töten“, soll Miqdads Wunsch gewesen sein.

Der Essener Gotteskrieger ergreift in dem Propagandavideo nur an einer Stelle kurz das Wort. Zu sehen ist „Miqdad aus Deutschland“ vermummt, mit einer Kalaschnikow in der Hand. „Ich bin es, euer Bruder Miqdad“, sagt der Deutsch-Afghane.

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„Ich grüße alle Geschwister weltweit, speziell die in Deutschland. Alles Lob gebührt Allah, dass ich hier vor kurzem bei den Mudschahedin in Afghanistan und Pakistan angekommen bin und diesen speziellen Auftrag bekommen habe hier in Kundus gegen die Deutschen und die Nato kämpfen zu dürfen. Das ist hier eine Bombenstimmung!“

An einer anderen Stelle des Videos ist der Islamist auf einem Pferd reitend und in einer Hütte sitzend zu sehen.

Nicht der erste deutsche Dschihadist

„Vor kurzem noch lebte er in Deutschland“, berichtet Miqdads Mitstreiter Yassin C. „Er musste die Verbrechen der Deutschen tatenlos mit ansehen, bevor Allah ihm den Weg ebnete und ihm die Ehre erwies, eine Waffe zu tragen.“

Sollte Abdullah alias „Miqdad“ aus Essen tatsächlich im Norden Afghanistans von US-Truppen erschossen worden sein, wäre er nicht der erste deutsche Dschihadist, der am Hindukusch getötet wurde.

Mindestens ein weiteres deutsches Mitglied der „Islamischen Bewegung Usbekistans“, ein junger Mann namens „Farooq“, starb in Kundus bei einem Angriff auf das Büro einer US-amerikanischen Entwicklungshilfe-Organisation im Jahr 2010.

„Farooq der Deutsche“ war den deutschen Sicherheitsbehörden nach Informationen von „Welt Online“ vor seiner Ausreise in die Terrorlager Waziristans nicht bekannt.

Im afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet fanden bereits mehrere deutsche Islamisten den Tod, unter ihnen der Bonner Deutsch-Afghane Javad S., der 2009 von pakistanischen Soldaten in einem Feuergefecht getötet wurde.

Deutsche Behörden sind alarmiert

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Die Konvertiten Eric Breininger und Danny R. kamen bei einem Schusswechsel im April 2010 ums Leben und der Wuppertaler Deutsch-Türke Bünyamin E. sowie der aus Hamburg stammende Iraner Shahab D. wurden von den Raketen einer US-Drohne im Oktober 2010 getötet.

Deutsche Sicherheitsbehörden beobachten die Ausreise-Aktivitäten deutscher Islamisten ins afghanisch-pakistanische Grenzgebiet seit Jahren mit Sorge.

Doch trotz erhöhten Propaganda-Aufwands der verschiedenen Terrorgruppen, habe man „seit Beginn 2010 keine Zunahme von Reisen in die Region Afghanistan und Pakistan festzustellen können“, sagte das Bundesamt für Verfassungsschutz „Welt Online.“

„Die Propagandaaktivitäten der Islamischen Bewegung Usbekistans bewegen sich seit den im Jahr 2009 registrierten Steigerungen auf einem gleichbleibend hohen Niveau“, heißt es beim Verfassungsschutz. „Ein weiterer Anstieg ist aus hiesiger Sicht nicht erkennbar. Auch die im April 2011 veröffentlichten Propagandavideos der IBU führten nicht – wie im Jahr 2009 – zu einem Anstieg der Reiseaktivitäten.“

Viele Islamisten mit Deutschland-Bezug in Waziristan

Aktuell sollen sich jedoch mindestens zwei Dutzend Islamisten mit Deutschland-Bezug im pakistanischen Waziristan aufhalten. Der aus Bonn stammender Konvertit Michael W. wurde vor wenigen Wochen in Pakistan wegen Terrorismus-Verdachts verhaftet.

Die deutsche Botschaft in Pakistan hat nach „Welt Online“-Informationen Kontakt zu W. aufgenommen. Ein Mitarbeiter der diplomatischen Vertretung durfte den mutmaßlichen Islamisten, der ein Bekannter des inzwischen getöteten Al-Qaida-Terroristen Bekkay Harrach sein soll, bereits in pakistanischer Haft besuchen.

Ein mutmaßliches Al-Qaida-Mitglied mit Deutschland-Bezug wurde in der südafghanischen Provinz Zabul am 8. Mai von US-Truppen festgenommen.

Mohammed A. (30), ein marokkanischer Staatsbürger, wohnte zeitweise in Berlin und soll sich 2010 nach Afghanistan abgesetzt haben. Derzeit wird A. im US-Militärgefängnis Bagram verhört. Er soll bereits wichtige Informationen bezüglich der Reiserouten ausländischer Terroristen nach Pakistan geliefert haben, berichtet das US-Militär.

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