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Weltgeschehen Tödlicher Darmkeim

Forscher erwarten Durchbruch bei Schutz vor EHEC

Nach der Entschlüsselung des Genoms hoffen Wissenschaftler, bald Erkenntnisse über den Schutz vor EHEC und eine wirksame Therapie zu erlangen.

Im Kampf gegen den aggressiven EHEC-Erreger haben Forscher einen wichtigen Schritt gemeistert: Sie kennen nun das Erbgut ihres Gegners. „Es handelt sich um eine so noch nie gesehene Kombination von Genen“, sagte der Bakteriologe Holger Rohde am Donnerstag. Nun fahnden die Forscher unter Hochdruck nach einer Therapie gegen die tödliche Darmkrankheit.

Experten des Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) haben mit Hilfe chinesischer Kollegen das Genom des grassierenden Erregers gelesen. Demnach handele es sich um eine gefährliche „Chimäre“ – eine Art Kreuzung -, die Eigenschaften zweier Erregertypen in sich vereint. Diese lösten das hämolytisch-urämische Syndrom (HUS) aus, der besonders schweren Verlaufsform der Krankheit, erläuterte Rohde.

Für die Entstehung des Hybrid-Klons haben allem Anschein nach zwei Bakterien Teile ihrer Erbsubstanz miteinander ausgetauscht. Damit gehen Eigenschaften eines Keimes auf andere über, es kommt zu Mischformen – den Chimären. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Genf betonte, dieser Hybrid-Klon sei noch nie beobachtet worden.

Forscher des Universitätsklinikums in Münster, wo jüngst ein EHEC-Schnelltest entwickelt worden war, zeigten sich optimistisch. „Wir erhoffen uns im Laufe der nächsten Woche Hinweise zur Verhinderung weiterer Infektionen“, sagte Prof. Dag Harmsen dem Radiosender HR-Info.

Zunächst müsse geklärt werden, was den EHEC-Keim so aggressiv mache. Dazu liefen derzeit verschiedene Untersuchungen. "Wir rechnen damit, dass wir bald genügend Daten haben, um Hinweise auf die Ursache der Aggressivität dieses Klons geben zu können", sagte Harmsen. Mit den bisherigen Erkenntnissen könne Patienten noch nicht geholfen werden.

Woher der EHEC-Erreger genau komme, sei noch nicht geklärt. Die genauere Kenntnis des mutierten Bakteriums und Vergleichsuntersuchungen an anderen Keimen werden aber Hinweise auf den Ursprung zulassen.

Forscher aus Münster und Darmstadt hatten nach eigenen Angaben das Erbgut des EHEC-Bakteriums gelesen. Danach handelt es sich um eine Art Hybrid-Klon, der Eigenschaften unterschiedlicher Erreger in sich vereint. Simone Günther von Life Technologies in Darmstadt sagte in "hr-Info": "Wir haben in Rekord-Geschwindigkeit entschlüsselt."

In der Nacht zum Donnerstag war in Hamburg das 17. EHEC-Opfer gestorben. Einen ersten EHEC-Todesfall gab es zudem möglicherweise in Baden-Württemberg. Rund drei Wochen nach dem Auftreten der ersten EHEC-Fälle gibt es dort wie anderswo keine Entwarnung. In Deutschland gibt es derzeit etwa 2000 gemeldete Infektionen und Verdachtsfälle. Nach WHO-Angaben haben insgesamt zehn Länder Fälle gemeldet.

dpa/dapd/fas/tts

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