In der Gemeinde Bothel im Landkreis Rotenburg sind in den vergangenen zehn Jahren bereits mehr als 40 Männer an Leukämie und Lymphomen erkrankt. Das sind doppelt so viele wie im statistischen Mittel. Die niedersächsische Landesregierung reagiert jetzt auf diese Häufung, will alle bestehenden Bohrplätze der Erdgasförderung überprüfen und strengere Auflagen durchsetzen.
Das hat der grüne Umweltminister Stefan Wenzel nach einem Ortstermin an einer Verpressbohrstelle in Visselhövede, ebenfalls im Landkreis Rotenburg. angekündigt. Wörtlich sagte der Umweltminister: „Wir wollen das Landesrecht maximal nutzen, um Umweltstandards umzusetzen.“
Noch gibt es nur die eklatante Abweichung bei den Leukämiefällen, aber keine gesicherten Erkenntnisse über die Ursache der Erkrankungen. Aber das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) hat im Sommer dieses Jahres an einem in der Nähe gelegenen Förderplatz erhöhte Quecksilberwerte festgestellt.
RWE Dea stellte keine Belastung fest
Folge: Ob nun in Visselhövede oder in Bothel, die Anwohner der Ortschaften sind beunruhigt. Denn Quecksilber und Benzol können bei der Erdgasförderung an die Oberfläche gelangen. Zusätzliche Sorgen bereitet den Menschen vor Ort die Tatsache, dass das bei der Gasförderung anfallende Lagerstättenwasser anschließend wieder in den Boden verpresst wird.
RWE Dea fördert in Visselhövede. Die Firma versichert, das krebserregende Benzol sei nur im Milli- und Mikrogrammbereich in dem Lagerstättenwasser. Zudem habe man das Grundwasser um die Anlage herum im Frühjahr analysiert und keine Belastung festgestellt.
Der Naturschutzbund Nabu hingegen hat sogar noch weit höhere Quecksilberwerte gemessen als das Landesamt und fordert jetzt, mindestens jede Ausweitung der Gasförderung durch neue Fördermethoden zu verhindern. „Es ist absolut inakzeptabel und grob fahrlässig, jetzt über die Ausbeutung von unkonventionellen Lagerstätten mithilfe der Fracking-Technologie nachzudenken.“
Dabei wird mithilfe toxischer chemischer Mittel das Erdgas aus Schieferschichten gelöst und gefördert. Beim klassischen konventionellen Fracking, das auch in Niedersachsen angewendet wird, geht es dagegen um Gas aus weitaus tieferen Schichten und um weit weniger gefährliche Chemikalien in geringeren Mengen.