"Wirtschaftlich wären Geisterspiele besser": Havelses Minusgeschäft

Weil das heimische Wilhelm-Langrehr-Stadion mit lediglich 3.500 Plätzen den Drittliga-Anforderungen nicht genügt, trägt Aufsteiger TSV Havelse seine Heimspiele in dieser Saison in der HDI-Arena von Hannover 96 aus – und macht jedes Mal ein Minusgeschäft. Geisterspiele wären günstiger, wie Sportchef Matthias Limbach sagt.

Hohe Miet- und Fixkosten

Gerade mal 21 Dauerkarten hat der TSV Havelse verkauft – und damit mit Abstand die wenigsten aller Drittligisten. Das liegt nicht etwa an der fehlenden Euphorie im Garbsener Stadtteil, sondern vor allem an den hohen Kartenpreisen: Im Schnitt kostet eine Jahreskarte beim Aufsteiger satte 405 Euro – so viel wie bei keinem anderen Klub. In der letzten Saison war eine Dauerkarte schon für weniger als die Hälfte zu haben. Doch der hohe Preis ist alternativlos, um die horrenden Kosten zu decken, die ein Spielbetrieb im Stadion des Zweitligisten verursachen – etwa für die Miete, die Ordner oder das Catering. "Wirtschaftlich wären für uns Geisterspiele sogar besser", räumt Sportchef Matthias Limbach im "Sportbuzzer" daher ein.

Eine Aussage, die den meisten anderen Drittligisten wohl niemals über die Lippen kommen würde. Denn normalerweise sind die Klubs auf die Ticket-Verkäufe dringend angewiesen, das bekamen die Vereine vor allem während der coronabedingten Geisterspiele zu spüren. Vor Beginn der Pandemie machte das Ticketing rund 20 Prozent der Einnahmen aus. Doch auch der TSV freut sich über jeden Fan, der ins Stadion kommt, so Limbach. Beim Auftaktspiel gegen den 1. FC Saarbrücken vor zwei Wochen waren es immerhin 2.230 Zuschauer, darunter 400 aus Saarbrücken. Am Samstag, wenn der 1. FC Magdeburg in der HDI-Arena gastiert, dürfte es voller werden, kündigen sich doch über 1.500 FCM-Fans an. Insgesamt hofft der Aufsteiger auf bis zu 5.000 Zuschauer. Zum Vergleich: In der Regionalliga spielte Havelse in den letzten Jahren im Schnitt vor 400 bis 700 Fans.

Warum 10.000 Plätze Pflicht sind

Dass die HDI-Arena mit seinen 49.200 Plätzen für den TSV völlig überdimensioniert ist, steht außer Frage. Doch um die Zulassung zur 3. Liga zu erhalten, gab es für die Niedersachsen keine andere Option. Warum der DFB mindestens 10.000 Plätze vorschreibt, erklärte er Ende Februar ausführlich auf seiner Homepage. Zum einen folge die Regelungen zu den Stadien streng den gesetzlichen Vorgaben. So greifen ab der Grenze von 10.001 Plätzen besondere Vorgaben aus den Versammlungsstättenverordnungen der Bundesländer, beispielsweise in Sachen Abschrankung und Blockbildung. Zum anderen sei der Übergang zur 2. Liga ein wichtiger Aspekt. Bekanntlich wollen zahlreiche Klubs kurz- bis mittelfristig in die 2. Liga aufsteigen, wo dann 15.000 Plätze vorgeschrieben sind. Auch eine vollständige Stadionüberdachung, erweiterte Vorgaben für Medienbereiche oder die Einrichtung eines Nachwuchsleistungszentrums sind im Aufstiegsfall verpflichtend.

Der DFB ist daher der Auffassung, "dass der aktuell vorgeschriebene schrittweise Ausbau der Infrastruktur der richtige Weg für eine durchlässige Struktur vom semiprofessionellen Bereich der Regionalliga hin zum Profifußball der 3. Liga sowie zum Lizenzfußball der Bundesligen ist". Eine Ausnahme für zu viele Punkte würde "die Entwicklung der 3. Liga in Gänze hemmen und spätere Aufsteiger in die 2. Bundesliga vor noch höhere Hürden stellen". An die 2. Liga denkt der TSV Havelse derzeit nicht, es geht einzig um den Klassenerhalt. Und dieser wird – auch angesichts der finanziellen Gegebenheiten – nicht einfach.

   
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