USA: Pfizer-Vorstand fordert Aufhebung der Impfpflicht Masken und Impfpflicht sorgen für Verbitterung

Von Mario Martin

Dr. Scott Gottlieb sitzt seit 2019 im Vorstand von Pfizer und ist der ehemalige Chef der U.S. Food and Drug Administration (FDA). Der von der Regulierungsbehörde in die Pharmabranche gewechselte Experte äußerte sich am 28. Januar zu den noch immer in vielen Bundesstaaten anhaltenden Maßnahmen.

„Ich denke, wir müssen ganz klare Zielvorgaben machen, wie wir diese Corona-Maßnahmen aufheben. Wann heben wir die Impfverpflichtungen auf? Wann hören wir auf, Masken in Schulen zu verwenden?“, sagte er dem US-Sender MSNBC.

Diese Maßnahmen hätten für viel Verbitterung in der Bevölkerung gesorgt.

Dennoch sollten die Maßnahmen im nächsten Winter wieder zur Anwendung kommen, falls die Situation sich erneut verschlechtert, erklärt der Pfizer-Mitarbeiter.

Bereits am 24. Januar gab Gottlieb ein Interview, in dem er hinsichtlich der Abschaffung der Maßnahmen noch weiter ins Detail ging.

Akzeptanz für Maßnahmen in Bevölkerung sinkt

Angesichts der sich an der Ostküste der USA abzeichnenden Omikron-Situation, die der in Großbritannien gleiche, sollten Teile der USA nun auch in Bezug auf die weiterhin bestehenden Corona-Maßnahmen ebenso handeln. In Großbritannien wurden kürzlich fast alle Einschränkungen aufgehoben.

Im Vergleich zu Deutschland sind die Fallzahlen in Großbritannien und den USA zuletzt gesunken.

Da sich die Bedingungen nun verbessern und ersichtlich wird, wie sich die Lage entwickelt, müssten wir bereit sein, einige der Maßnahmen auch mit dem gleichen Tempo zu lockern, mit dem sie eingeführt wurden, so Gottlieb weiter.

Er bedauert, dass keine Vorgaben gemacht wurden, unter welchen Bedingungen die Maßnahmen aufgehoben werden könnten. Diese Leitplanken hätten viele Regierungen in ihrem Beschränkungswahn vermissen lassen.

Es wäre jetzt an der Zeit, das Narrativ zu ändern; ein Aufheben der Maßnahmen würde nicht zwangsläufig zu einer gefährlichen Verbreitung des Virus führen.

Viele Leute hätten unbegründete Angst, da die Delta-Welle im letzten Jahr vermeintlich auf die Lockerung der Maßnahmen zurückzuführen gewesen wäre. Jedoch wäre die Delta-Variante zum Zeitpunkt der Lockerung noch nicht bekannt gewesen. Somit waren die Lockerungen nicht zwangsläufig dafür verantwortlich.

“Wenn sich die Bedingungen verbessern, müssen wir bereit sein, einige dieser Maßnahmen genauso schnell zu lockern, wie wir sie eingeführt haben.”

Masken in der Schule

Masken und Impfpflichten seien besonders spaltende Beschränkungen, die bei den Menschen stark umstritten sind und wegfallen sollten, sobald sich eine Verbesserung der Lage abzeichnet.

Das Tragen von Masken in den Schulen stelle nur einen geringfügigen Vorteil dar. Da es aber die einzig wirksame mögliche Maßnahme innerhalb der Schule sei, wäre sie auch gerechtfertigt gewesen. Da sich die Situation inzwischen verbessert hat, sollten die Einschränkung zumindest an der US-Ostküste nun sehr bald fallen.

Die Masken hätten einen aufrüttelnden, sich verstärkenden negativen Einfluss auf die Kinder. Je länger die Kinder die Maske tragen müssen, desto stärker seien die negativen Beeinträchtigungen hinsichtlich der Sozialisierung der Kinder innerhalb des Schulumfelds, so der ehemalige Behördenchef.

Impfpflicht bei sinkenden Fallzahlen wieder abschaffen

Im US-Bundesstaat Connecticut sei es richtig gewesen, die Impfpflicht abzuschaffen, da die Corona-Fälle stark abgefallen sind. Die Bevölkerung hätte durch die Impfung und durch die Infektionen mit der Delta- und Omikron-Variante nun bereits eine hohe Immunität. Daher hätte die Impfpflicht dort auch keinen Sinn mehr ergeben. Jetzt bräuchte es Flexibilität, um die Maßnahmen zu ändern.

Noch einen Tag früher erklärte Gottlieb wiederum, es wäre jetzt noch nicht Zeit, die Masken in der Schule abzuschaffen, da man sich noch immer auf der Spitze der Omikron-Welle befände.

Auch hier bekräftigt Gottlieb, es bräuchte klare Leitplanken, wann die Maßnahmen zurückgenommen werden würden. Auf Nachfrage, wann dies so weit sein sollte, konnte Gottlieb dies aber nur an Inzidenzzahlen festmachen, die er noch immer als Metrik für politische Entscheidungen zu bevorzugen scheint. Die zehn Fälle pro 100.000 Einwohner, die letzten Frühling genutzt wurden, seien für Schulkinder in der jetzigen Situation zu restriktiv. Dort könne man schon vorher lockern.

Es ist „zu früh“ für die Aufhebung der Maskenpflicht an Schulen, sagt Scott Gottlieb. „Ich denke, es ist unklug, sie auf dem Höhepunkt der Epidemie aufzuheben. Wir sollten abwarten. Ich denke, dass wir innerhalb von zwei Wochen in der Lage sein werden, diese Entscheidung zu treffen.“

Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.

Mario Martin ist Ökonom und arbeitet als Software-Projektmanager in Berlin.

Bild: Screenshot/MSNBC
Text: mm

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