Comment | Wieder einmal Danke, Mausling, fuer Deine wohlwollenden Worte!
Ich moechte noch einmal klarstellen, dass es mir bei meinen Kommentaren nicht darum ging, Schimpfwoerter gutzuheissen oder "Nazi" als Schimpfwort einzufuehren. (Wie sollte man das auch praktisch bewerkstelligen, ein Schimpfwort einzufuehren? Zumal - wie ja auch von einigen, z.B. Mary nz/a, zu Recht angemerkt wurde - eine Verwendung von Nazi als all-purpose-Schpmfwort unwillkommene Nebeneffekte haette.)
Stattdessen ging es mir um ein Gedankenexperiment, mit dem ich zeigen wollte, dass man sich nicht gleich zwangslaeufig empoeren muss, wenn "Nazi" als Schimpfwort verwendet wird. Der Deutlichkeit halber fasse ich die Denkmotive meiner zwei Kommentare zu dem Thema noch einmal explzit zusammen:
1. Ich bin froh, dass sich Deutschland so gruendlich - wie wohl kein anderes Land - mit der Nazi-Zeit auseinandergesetzt hat. In diesem Zusammenhang finde ich auch die Sensibilitaet wichtig, mit der in Deutschland auf eine moegliche Verharmlosung der Katastrophen der Nazi-Zeit reagiert wird. Davon koennten sich andere Laender, u.a. UK, ruhig eine Scheibe abschneiden.
2. Ich denke, dass die gruendliche Auseinandersetzung in Deutschland dazu gefuehrt hat, dass das Thema "Nazi-Zeit" (aus Angst vor Verharmlosung) bisweilen noch ein wenig verkrampft angegangen wird. Das fuehrt zu einer Art "Tabusierung", u.a. weil Leute Angst haben, etwas Falsches zu sagen, das als Verharmlosung verstanden werden koennte. Ich verstehe ja, dass es (u.a. aus historischer Verantwortung heraus) in Deutschland einen guten Grund gibt, besonders vorsichtig zu sein, aber an dieser Stelle, denke ich, koennte man sich in Deutschland von UK (und moeglicherweise anderen Laendern) noch eine Scheibe abschneiden.
3. Es ist meine Vermutung, dass ein entspannterer Umgang (zur Sicherheit noch einmal: NICHT ein verharmlosender Umgang) in Deutschland eine Hilfe beim Kampf gegen Neonazis sein wuerde, weil sich die "Attraktivitaet" der Neonaziideologie auch aus der partiellen "Tabuisierung" (besser vielleicht: partiellen Sprachlosigkeit) angesichts des Themas "Nazi-Zeit" ergibt.
4. (Diesen Gedanken habe ich vorher nicht angesprochen und fuege ihn jetzt der Vollstaendigkeit halber neu hinzu.) Eine Perspektive auf die Nazi-Zeit, die auf Verharmlosung achtet, aber gelassen und nicht verkrampft ist, ist eine Gratwanderung. Ich gebe hier gerne zu, dass ich an dieser Stelle auch noch nicht in jedem Einzelfall genau weiss, wie man die Sache am besten angeht. Eine solche Perspektive ist zu grossem Teil Neuland; ich halte eine Verbindung der deutschen (Punkt 1) mit der britischen (Punkt 2) Perspektive aber fuer erstrebenswert.
5. Der Umgang mit dem Begriff "grammar-nazi" ist nur ein Beispiel fuer die generelle Thematik des Umgang mit der Nazi-Zeit. Ich habe versucht, mit meinem Gedankenexperiment auszudruecken, dass ich keine grundsaetzliches Problem mit der Verwendung von "Nazi" als Schimpfwort habe (solange es nicht Verharmlosung impliziert und inhaltlich einigermassen Sinn macht), dass wohl kaum ein Wort so qualifiziert ist, als Schimpfwort verwendet zu werden wie das Wort "Nazi" und dass es auch die positiven Aspekte sehen sollte, die sich ergeben, wenn gerade dieses Wort als Schimpfwort verwendet wird.
Wenn ich mir den Komentar von Kickman (#40) angucke, in dem ich implizit als Nazi beschimpft werde (immerhin habe ich hinsichtlich der Nazi-Zeit "gar nichts verstanden"), weil ich eine Verwendung von "Nazi" als Schimpfwort nicht grundsaetzlich(!) schlimm finde, ist das nicht nur kurios wegen des indirekten Selbstwiderspruchs des Textes, sondern zeigt wegen der emotionalen Aufgewuehltheit, die offensichtlich zu diesem Text gefuehrt hat, auch, dass fuer meine Ueberlegungen zu der Notwendigkeit einer Kombination von deutscher Verharmlosungsvorsicht und britischer Gelassenheit durchaus ein Bedarf besteht. |
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