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    grammar nazi

    Comment
    Wenn ich mir http://en.wikipedia.org/wiki/Grammar_nazi erröte ich vor Peinlichkeit. Wie kann es in einer Sprache einen Begriff geben, der den Holocaust mit banalem wie Pingelichkeit in der Sprache auf eine Stufe stellt. Da sollten wir uns doch mal auf der Diskussionsseite des Artikels zu beschweren. Was denkt Ihr?
    AuthorJan06 Jan 06, 12:48
    Comment
    Schau mal hier:
      related discussion:grammar Nazi
    #1AuthorMelanie <dt>06 Jan 06, 12:52
    Comment
    Au weh, dazu gab es schon mal eine höchst ausführliche Diskussion, die sich letztlich nur im Kreise drehte - guck mal hier:

      related discussion:grammar Nazi

    Ich glaube nicht, dass es dazu noch mehr zu sagen gibt.
    #2AuthorThomas06 Jan 06, 12:52
    Comment
    ich versteh nicht.

    Der Holocaust wird in Wikipedia überhaupt nicht erwähnt.

    Setzt Du Nazi etwa mit Holocaust gleich?

    Dann viel Spass mit der römisch katholischen Kirche.

    Neben dem Holocaust gab es bei den Nazis auch den alltäglichen Faschismus, denken wir an den Deutschen Gruss, Höflichkeitsformeln in Briefen, Zensur, Massenorganisationen, Winterhilfswerk, KdF, Mutterschaftskreuz, etc.

    Alle diese Dinge hatten Elemente von Pingeligkeit und zwanghafter Pedanterie. Ich will nichts, aber auch nichts verteidigen, ganz im Gegenteil.

    Aber einen Vertreter der grammar Nazi mit dem Holocaust in Verbindung zu bringen erscheint mir weit hergeholt.

    Ich selbst höre (lese) diesen Begriff eben zum ersten Male, aber wenn ich an die Durchsetzung der neuen deutschen Rechtschreibung denke, der Begriff drückt kurz und knapp relativ präzise aus, was ich darüber denke. Bislang fehlten mir einfach die Worte. Ich habe stets lange diskutiert.

    http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,393000,0...
    #3AuthorPachulke06 Jan 06, 14:37
    Comment
    The links for the other discussion aren't working for me, so either there's a problem with the site or the other discussion was deleted (probably because of the firestorm it created; there were at least 100 replies, many angry).

    Anyway, to anyone still looking for a translation, it was explained to me that "Grammatik-Fetischist" connotes roughly the same thing, without unintentionally offending people. ("Grammar Nazi" is not an intentionally inflammatory expression in American English. It is offensive only insofar as it rather bluntly describes someone as pedantic.)
    #4Authorthe OP08 Aug 08, 02:52
    Comment
    Jemand sagt Nazi und es ist dir peinlich?

    Get a life.
    #5AuthorClogue Sceyssor (465418) 08 Aug 08, 02:57
    Comment
    Ich stimme Paschulke hinsichtlich des Gebrauches des Wortes "Nazi" zu (wenn ich hier mal die Kritik an der neuen Rechtschreibung von Seiten der Sprachpflege-Nazis herauslasse :-).

    Im Englischen (insbesondere hier in UK) wird das Wort "Nazi" als Schimpfwort fuer pedantische Leute und fuer Leute, die anderen Vorschriften machen, verwendet.

    Ich habe persoenlich damit kein Problem, solange es nicht wirklich eine Holocaust-Verharmlosung impliziert. Normalerweise tut es das aber nicht.

    Sicher, Leute in UK, US (und anderen Laendern, z.B. z.T. interessanterweise auch in Oesterreich) sind bei diesem Thema nicht ganz so vorsichtig wie Deutsche, die sich zum einen aufgrund ihrer direkten Geschichte damit intensiver auseinandergesetzt haben und zum anderen in den Jahrzehnten nach dem Krieg erst einmal Nazi-affines Denken aus den Koepfen bekommen mussten.

    Wegen dieser fehlenden doppelten Notwendigkeit der Auseinandersetzung spielt die Frage der Verharmlosung des Holocauts in UK auch keine nennenswerte Rolle. Dadurch kann es bisweilen passieren, dass Leute den Holocaust zu wenig im Blick haben, wenn sie ueber Nazis reden, und das kann zu einer Verharmlosung des Holocausts fuehren. Bei der Verwendung des Begriffes "Nazi" in Zusammenhaengen wie "grammar-nazi" kann davon IMHO allerdings keine Rede sein. Eher findet eine solche Verharmlosung nach meiner Erfahrung im Zusammenhang Witzen ueber Deutsche statt.

    Ich denke manchmal, dass die etwas ungezwungenere britische Perspektive auch fuer Deutschland hilfreich sein koennte. Dann wuerde man naemlich hinsichtlich der Nazi-Zeit deutlicher unterscheiden zwischen mehreren Katastrophen, die sich damals ereigneten, naemlich (meiner Ansicht nach die 4 Hauptpunkte) zwischen:
    - einer unsaeglich schlechten Regierung (z.B. in der Wirtschafts-, Finanz- und Bildungspolitik)
    - einer konformistischen kollektivistischen Ideologie, die zu Lasten von individueller Freiheit und Buergerrechten fuehrte
    - einem Angriffskrieg, der die halbe Welt in Schutt und Asche legte und nahezu zur Halbierung des deutschen Staatsgebietes fuehrte, und
    - dem Holocaust.

    Demgegenueber gibt es in Deutschland die Tendenz, alles, was mit Nazis zu tun hat, so stark als ein Tabu zu betrachten, dass man alles in einen grossen Topf mit der Aufschrift "Boese" steckt, dass viele gar nicht mehr den sachlichen Blick wagen hineinzugucken, was denn alles genau das Schlechte an der Nazi-Zeit war.

    Ich vermute, dass ein entspannteres Gespraechsklima in Deutschland beim Thema "Nazi-Zeit" (das auch Witze ueber Aspekte der Nazis staerker erlauben wuerde) auch eine wirksame Waffe gegen Rechtsradikalismus waere, der seine "Attraktivitaet" fuer Jugendliche auch aus dem Pauschal-Tabu des "schlechthin Boesen" zieht, das seinerseits zahlreiche Aufhaengepunkte fuer Verschwoerungstheorien bildet, nach denen Deutschland einer "Siegerjustiz" mit Geschichtsfaelschung unterworden sei.
    (Selbst ein Holocaust-Leugner muesste eigentlich einsehen, dass die ersten drei meiner vier genannten Punkte an der Nazi-Zeit katastrophal waren.)

    Das Wort "Nazi" wie bei "grammar-nazi" als generelles Schimpfwort zu verwenden, koennte ein guter Anfang fuer eine solche sowohl sachlichere als auch entspanntere Einstellung sein. (Man stelle sich einfach mal vor, auf deutschen Schulhoefen wuerden sich Kinder mit "Nazi" statt mit "Schwuchtel" oder "Opfer" - oder was auch immer zur Zeit gerade in ist - beschimpfen. Wer wollte dann noch Neonazi werden wollen?)
    #6AuthorLondoner(GER)08 Aug 08, 05:02
    Comment
    Meine Güte! Kann mir mal jemand erläutern, warum in solchen Dingen mit zweierlei Maß gemessen wird?

    Als Deutscher darf man das deutsche Wort Neger für Menschen mit schwarzer Hautfarbe nicht mehr benutzen - nicht untereinander und noch weniger gegenüber Menschen mit schwarzer Hautfarbe. Begründung: der amerikanische Gebrauch des englischen Wortes Nigger. Da ist alles Erläutern unsinnig, daß Neger im deutschen Sprachgebrauch völlig neutral war, bis diese unleidige Diskussion darüber anfing.
    Ok. Akzeptiert. Man muß Menschen ja nicht absichtlich auf die Füße treten. Also wird 'Neger' aus dem Sprachgebrauch gestrichen und Menschen mit schwarzer Hautfarbe sind Menschen mit schwarzer Hautfarbe oder Schwarze oder Schwarzafrikaner oder Afroamerikaner oder oder oder.

    Aber um Gottes willen! Als Deutscher darf man nicht bitten, mit der Titulierung von Personen als Nazi umsichtiger umzugehen. Nein. Wir sind da verkrampft. Uns täte es gut, uns einen etwas lockereren Umgang mit unserer Geschichte anzugewöhnen. Können wir uns mal vorstellen, wir schlügen einer Person mit schwarzer Hautfarbe einen etwas unverkrampfteren Umgang mit der Geschichte der Sklaverei und Unterdrückung der Schwarzen vor? Geht nicht? Ah.

    Ich will - (Fluch gelöscht) - das Wort Nazi im Zusammenhang mit Grammatikpedanten nicht hören. Ein Nazi ist kein Pedant! Ein Nazi ist ein Unmensch. Und ich erwarte, daß das respektiert wird. Schließlich respektiere ich den Wunsch von Schwarzen ja auch, daß sie nicht Neger genannt werden wolle. Ich akzeptiere den Hinweis von Amerikanern und Briten auch, daß cunt ein absolutes Unwort ist.

    Ganz ehrlich - manchmal erregt sowas in mir einen kaum zu unterdrückenden Reiz, die zu mir genommene Nahrung auf dem Wege der Aufnahme zu retournieren.
    #7AuthorSelima08 Aug 08, 08:28
    Comment
    Nazi als generelles Schimpfwort ist eine unverantwortliche Verharmlosung dessen, was die Herrschaft NSDAP für die Welt (!) bedeutet hat. Der rassistische Völkermord ist eine geschichtliche Tatsache und lässt sich nicht von den Einzelaspekten des totalitären Staates trennen.

    Ich stimme Londoner zu, dass Tabus die differenzierte Auseinandersetzung mit der Geschichte behindern, aber die Assoziation "Nazi = Pedant" ist eher ein Zeichen vollkommener Ahnungslosigkeit als ein Ansatz zu differenzierter Betrachtung.

    Nebenbei: Schulhof-Schimpfwörter wie "Opfer" oder "Schwuchtel" kommen und gehen, sind in der Regel völlig sinnentleert und tragen sicherlich nicht zu irgendeinem Bewusstseinswandel bei.
    #8Author Lutz B (319260) 08 Aug 08, 08:39
    Comment
    Moin!

    Ich verstehe die ganze Aufregung nicht - ich denke, der Begriff 'grammar nazi' ist so intuitiv, dass selbst ein deutscher Muttersprachler versteht, dass es sich hier weder um einen Vergleich mit 'echten' Nazis noch um eine Verharmlosung des Nationalsozialismus handelt.

    Der Begriff erinnert mich an meinen Kommilitonen, der stets behauptete, Rosenkohl sei 'der Adolf Hitler unter den Gemüsen'. Jeder hat geschmunzelt, und jeder wusste, was gemeint war (seine er hat Rosenkohl gehasst), und jedem ist klar, dass die Aussage aber auch nichts mit unserer Vergangenheit zu tun hat.

    Ein Kollege bezeichnet seinen Nachbarn (natürlich nur in dessen Abwesenheit) als Vorgartennazi. Wer den Vorgarten kennt (betoniert und steril), versteht was er meint. Auch hier geht's - offensichtlich - nicht um Gesinnung.

    Unterm Strich schließe ich mich Clogue Sceyssor an: Get a life!
    #9Authorklueber (239592) 08 Aug 08, 08:54
    Comment
    Zu verkaufen: Ein "seine" im zweiten Absatz ist zuviel - wäre günstig und kaum gebraucht abzugeben!

    ;-)
    #10Authorklueber (239592) 08 Aug 08, 08:56
    Comment
    @9 klueber:
    Wieso "natürlich nur in dessen Abwesenheit"? So eine harmlose kleine Nettigkeit kann man doch unter Nachbarn offen aussprechen - so locker, tabulos und souverän wie wir alle sind!
    #11Author Lutz B (319260) 08 Aug 08, 09:04
    Comment
    Ich finde es gibt Worte, die man einfach nicht verwenden sollte, weil man einfach in verschiedenen Ländern, Gesellschaften etc. aneckt. Dazu gehören Nazi, weil sich damit viele Deutsche nach wie vor auf ihre Geschichte reduziert fühlen. Ich bin auch der Meinung, daß die Deutschen lernen müssen, etwas lockerer mit ihrer Geschichte umzugehen. Es ist geschehen und was geschehen ist, ist das Schrecklichste, das man sich vorstellen kann. Aber man kann es nicht ändern, sondern es nur verarbeiten. Aber diese Verarbeitung ist ein langer Prozess, den man unterstützen sollte.
    Ich glaube nicht, daß Engländer nur in geringster Weise den Holocaust im Kopf haben, wenn sie das Wort Nazi im Bezug auf Pedanterie verwenden. Und es will ihnen auch niemand den Mund verbieten. Aber wenn Deutsche in der Nähe sind, sollte man Rücksicht nehmen. Ich spreche auch nicht von "Tommies" und "Teabags" etc. wenn meine englischen Freunde anwesend sind.

    Was das englische Wort "cunt" angeht, wird es sicherlich von einigen Menschen verwendet, aber man sieht auch eindeutig welche Gesellschaftsschicht es ist, die sich gegenseitig mit "daft cunt" titulieren.
    #12AuthorDiebische Elster (467293) 08 Aug 08, 09:22
    Comment
    It's always interesting to see how British/American TV shows using the N-word (in a non-historical context) are translated for the German market. There's a great Monty Python sketch about the Nazi leaders who stand for election in some English village, and I seem to remember the subtitles got very vague at that moment.

    I wonder how the translation of the first episode of Grey's Anatomy was dealt with. One female surgeon is known as 'The Nazi' to the trainees because she is so tough. The irony of course is that she is a black American, who has learned that the only way she can succeed in an aggressive, male, white world is by being more aggressive than the rest. Actually she has a heart of gold. Anyway, is she called 'Die Nazi' in German, or is some other, less controversial term substituted?
    #13Author yackydar (264012) 08 Aug 08, 11:40
    Comment
    Siehe auch
    http://en.wikipedia.org/wiki/Soup_Nazi
    P.S. Jerry Seinfeld ist Jude
    #14Authormessem (391864) 08 Aug 08, 11:42
    Comment
    @yackydar: Yes, she is called "Der Nazi" in German (which makes it even more "confusing" because everybody expects "the nazi" to be a male doctor).
    #15AuthorPW08 Aug 08, 11:44
    Comment
    @yackydar
    I think Dr Bailey is "Der Nazi" in the German version, too.
    #16Author dulcinea (238640) 08 Aug 08, 11:44
    Comment
    And nobody made a fuss about it?

    When looking at this thread, I find it quite amazing that the Germans accepted a doctor being called "der Nazi" in a TV series.
    #17AuthorEilean (454348) 08 Aug 08, 12:52
    Comment
    @Selima
    Ich bin auch der Meinung, dass "Neger" ein Unwort ist, das man nicht in den Mund nehmen darf. Nicht wegen des amerikanischen Gebrauchs des Wortes "nigger", sondern wegen des natürlichen Wandels der deutschen Sprache – "Neger" mag früher einmal ein neutrales deutsches Wort gewesen sein, heute wird es aber von Menschen mit schwarzer Hautfarbe und deutscher Muttersprache als Beleidigung empfunden. Das muss nicht unbedingt mit dem Einfluss der englischen Sprache zusammenhängen – Sprache verändert sich nun einmal (vgl. "Weib" als neutraler Begriff für "Frau").

    Begriffe wie "grammar nazi" werden im Englischen nun einmal scherzhaft für besonders pedantische Personen verwendet. Dass man das auf Deutsch nicht tun sollte, ist uns allen klar. Dass man es (als taktvoller Mensch) Deutschen gegenüber auch auf Englisch nicht tun sollte (vorausgesetzt, man weiß über diesen kulturellen Unterschied Bescheid), ist wohl auch klar. Aber möchtest du Englisch-Muttersprachlern wirklich vorschreiben, welche Wörter sie auf Englisch verwenden dürfen und welche nicht?

    Wie war das noch einmal mit dem Begriff "US-Amerikaner" im Deutschen?
    #18Author dulcinea (238640) 08 Aug 08, 13:39
    Comment
    In der Tat, "Neger" ist ein Unwort, welches in seiner heutigen Bedeutung beleidigend ist. Vielleicht war es vor 200 und auch noch vor 80 Jahren harmlos, aber lang lang ist's her... Witzig finde ich, dass dies gerne von denen bestritten wird, die davon nicht betroffen sind.
    Sind sie dann selber betroffen, sieht die Situation ganz anders aus, nicht?

    Was das "Nazi" angeht, kann ich nicht finden, dass es völlig OK ist, das Wort als Quasi-Synonym von "pedantisch" zu verwenden.
    Diese Verwndung hat langfristig eine Verharmlosung zur Folge, ob es uns gefällt oder nicht.
    Denn warum sollte "Nazi" wohl für Padantierie oder Vorschriftenfetischisten stehen? Weder Pedanterie noch das Machen von Vorschriften waren konstituierende Faktoren der Naziideologie. Unter den Nazis waren sicherlich solche Menschen, aber eine de facto Gleichsetzung, wie sie dieser Sprachgebrauch impliziert ist doch völlig sinnfrei.
    #19AuthorTGIF08 Aug 08, 14:10
    Comment
    Na ja ich finde diee Dsikussion, dass "Neger" früher ja ein ach so harmloses Wort war im Deutschen schon ein wenig zynisch. Damals waren Schwarze für Europäer Dreck und demzufolge gab es überhaupt kein Wort, das niocht herablassend gemeeint war.

    Und zu dem Nazi-Gelaber in den USA, das ist dort zwar mittlerweile in den allgemeinen Sprachgebrauch als jemand der leicht fanatisch seine Vorstellungen durchzusetzen versucht, gegangen, aber was das genau mit Nationalsozialismus zu tun hat, erschließt sich mir nicht. Ich würde es deshalb oberhalb einer bestimmten Bildung nicht verwenden.
    #20Authorpluginbaby08 Aug 08, 14:14
    Comment
    @ dulcinea
    Deine Frage "Aber möchtest du Englisch-Muttersprachlern wirklich vorschreiben, welche Wörter sie auf Englisch verwenden dürfen und welche nicht?" passt irgendwie nicht zu Deinem Eingangs Statement "Ich bin auch der Meinung, dass "Neger" ein Unwort ist, das man nicht in den Mund nehmen darf." Wenn Du das Diskutieren über unpassende oder inakzeptable Formulierungen als Vorschriftenmachen angreifst, stellst Du dieses ganze Forum in Frage.
    Nazi ist keineswegs ein Unwort, aber seine Bedeutung ist durch die Geschichte festgelegt. Diese Bedeutung ist so brutal, dass das Wort für banale Sprüche einfach nicht zur Verfügung steht. Darauf darf man auch Englisch-Muttersprachler mal hinweisen.
    #21Author Lutz B (319260) 08 Aug 08, 14:17
    Comment
    Die Sache ist doch die: TGIF hat das Wort "Verharmlosung" verwendet. Damit hat er auch voellig Recht, aber welche Generation ist es denn die sich wirklich noch um die Nicht-Verharmlosung bemueht? Die in der Kriegszeit augewachsenen und geborenen Menschen (also ca. 1925 bis 1940) und deren Kinder. Die 70er und 80er Generation hat die Scham und das Nicht-Vergessen noch eingetrichtert bekommen. Die 90er Generation schon nur noch teilweise. Ich will das nicht verallgemeinern, aber ich finde, wenn ein Mensch, der 1991 geboren ist nicht weiss wer Himmler war, oder die Reichsprogromnacht war und dann noch mit seinen Freundinnen kichernd ueber Buchenwald laeuft, das finde ich verharmlosend! Und darueber wuerde ich mich weit mehr aufregen als ueber ein Wort. Die Sprache ist fliessend, in einigen Jahren wird das Wort "Nazi" im Englischen vermutlich genauso selten auftauchen wie "dufte" im Deutschen.
    #22AuthorParis08 Aug 08, 14:18
    Comment
    Das Problem mit "Neger" ist meiner Vermutung nach keineswegs, dass es einen ähnlich klingenden, stark pejorativen Begriff im Englischen gibt; sondern vielmehr, dass sich durch diesen und ähnliche Begriffe die schwachsinnige "Rassenlehre" des späten XIX. und der ersten Hälfte des XX. Jahrhunderts verbreitet - eben im Volksmund.

    Dieser Volksmund hat ja, wenn man die Sapir-Whorf-Hypothese (Sprachwissenschaft) ernst nimmt und sich dann diverse Ideologietheorien (Philosophie, zB Gramsci, Althusser, Hall) anschaut, konstituierenden Einfluss auf das Denken: Wir benutzen Sprache zum Denken; wir denken unbewusst in jenen ideologischen Kriterien, die wir aus der Sprache übernehmen; jemand, der ständig von "Negern und Juden und Ariern" hört, wird unfähig sein, die Erkenntnisse der modernen Genetik und Kulturforschung vollständig zu begreifen.

    ... allerdings ist das eher meine persönliche Theorie; laut Wikipedia zB hätte das Wort "Neger" auch im Deutschen eine deutlich abwertende Bedeutung.


    @Paris: In den letzten Jahren sterben die letzten Zeitzeugen weg; ich habe den Eindruck, als würde dies von rechtsextremen Kreisen gezielt zu einer neuen Mobilmachung gegen historische Fakten genutzt, bin aber vielleicht auch ein wenig paranoid.
    Jedenfalls scheint es keinem störend aufzufallen, dass die österreichische Rechtsaußen-Partei FPÖ sich offiziell jetzt als "soziale Heimatpartei" darstellt - klingt das nur in meinen Ohren auffallend nach "National-sozial..."?
    #23Authornaked ape08 Aug 08, 14:29
    Comment
    Aber möchtest du Englisch-Muttersprachlern wirklich vorschreiben, welche Wörter sie auf Englisch verwenden dürfen und welche nicht?
    -Danke dulcinea! Genau das habe ich auch gedacht. Wie wollt Ihr (oder der OP) das durchsetzen? Bestimmte Wörter (auch deutsche Wörter) haben nun mal andere, vielleicht harmlosere Konnotationen auf Englisch, als auf Deutsch.
    Kinder in meiner Grundschule in Neuseeland fanden es zum Totlachen, das rote Kreuz am Verbandkasten in ein Hakenkreuz umzuwandeln. War das politisch gemeint? Kann man 8-10jährigen Buben deswegen unterstellen, Mitglieder einer faschistischen Gesinnungsgemeinschaft zu sein? - Nein, natürlich nicht. Sie hatten keine Ahnung, was das wirklich bedeutet, wie auch die Lehrerin betonte, als sie ihnen das verbot.
    Apropos: Wörter wie "Verboten" und "Achtung" finden englischsprachige auch total lustig. Entsprechend verunstaltete Hinweisschilder bringen auch Erwachsene zum Lachen. Vielleicht erinnert es sie an irgendwelche Kriegsfilme oder -komödien, wie etwa "Hogan's Heroes."

    Die Mißverständnisse können auch in die andere Richtung gehen: Ich las im Gratis-Schundblatt "Österreich", dass der englische Autor eines Buches über Josef Fritzl ("Der Horror Vater von Amstetten") diesen zum "Nazi" erklärt habe, weil er als 3-Jähriger Hitler gesehen habe und den berüchtigten Keller als sein "Reich" bezeichnet haben soll. Offensichtlich wird das ganz normale Wort "Reich" mit "drittem Reich" gleichgesetzt - denn das ist die einzige Bedeutung dieses Wortes im Englischen.

    Ich möchte aber gerne den Deutschen verbieten, die Wörter "Event", "Neckholder", "smart" und vor allem Schimpfwörter wie "sh*t" und "f***" unangemessen zu verwenden... :-)
    #24AuthorMary nz/a (431018) 08 Aug 08, 14:36
    Comment
    @MAry-OK,sie wussten nicht, was sie tun, als sie spasseshalber aus dem roten ein Hakenkreuz machten. Glaube ich sofort. Aber die Aktion wird doch wohl offensichtlich als Tabubruch erkannt und z.T. auch deshalb gemacht, oder? Mir fallen auf Anhieb diverse andere Dinge ein, die man durch Übermalen eines Kreuzes kreieren könnte. Warum gerade das Hakenkreuz?
    Genau das finde ich konterproduktiv: Das Verblassen der eigentlichen Bedeutung bei gleichzeitigem Mutieren zum "coolen Tabubruch", etwas was übrigens auch bei "Neger" häufig der Fall ist. Man zeigt durch den "offensiven" Gebrauch des Wortes, dass man sich a)nichts verbieten lässt und b)dass man so "darueber" steht, dass es -aus seinem Mund kommend- gar nicht schlimm sein k a n n.
    #25AuthorTGIF08 Aug 08, 14:59
    Comment
    No, was heißt verbieten. Wie sollte ich so etwas verbieten? Aber ich möchte schon annehmen, daß sensible Muttersprachler der englischen Sprache es sich zu Herzen nehmen, wenn man ihnen klar macht - mit einer vernünftigen Begründung, warum xyz nazi für einen XYZ-Pedanten sprachlich ein ziemlicher Mißgriff ist. Schließlich glaube ich ja an den guten Willen meiner Mitmenschen. Es bekommt ja auch nicht jeder Deutsche einzeln von einem Betroffenen gesagt, daß Neger keine wertneutrale Bezeichnung für Menschen schwarzer Hautfarbe ist. Es hat sich 'herumgesprochen'. Warum sollte das in diesem Fall nicht möglich sein?

    Die Wandlung der Wortes Neger vom neutralen Begriff zum Unwort hat im übrigen durchaus etwas mit dem engl. nigger zu tun. Zumindest war das die Begründung, mit der man mich gebeten hatte, von der Verwendung des Wortes abzusehen.
    #26AuthorSelima08 Aug 08, 15:50
    Comment
    @TGIF: Ich denke weniger an einem "Tabubruch" im ideologischem Sinne, sondern einfach einem Verstoß gegen die Regeln. Die Buben wußten, dass es verboten war, Hakenkreuze zu zeichnen, aber sie wußten nicht warum. Die hatten es ja auch vorher gemacht, z.B. in die Schreibtische eingeritzt, oder auf den Arm gemalt und jedes Mal sagte die Nonne "Das darf man nicht, das ist ja was ganz Schreckliches!" aber sie begründete das nie. Die Kinder dachten wohl - das bringt die Alte auf die Palme, das machen wir wieder, da gibt's Action! Oder sie wollte endlich wissen, warum das denn so schlimm war (falls sie so weit dachten.) Die Symbole kannten sie von ihren Comics-Heften. Die Reaktion darauf machten diese Symbole geradezu interessant.

    Auch bei uns war das ein Tabuthema, über das die Erwachsenen nicht sprechen wollten. Ein Mädchen sagte mir, ihr Papa hätte erklärt, es gäbe "Gute und böse Deutsche". Die Nazis wären die "bösen Deutschen", aber "nicht alle Deutsche" wären Nazis. Das galt als eine ziemlich tolerante Erklärung.

    Über diesen Teil der Geschichte lernten wir erst im Gymnasium.
    #27AuthorMary nz/a (431018) 08 Aug 08, 15:53
    Comment
    Aber nur weil "Grammatik-Nazi" auf Deutsch inakzeptabel wäre (sehe ich übrigens genauso), heißt das nicht gleich, dass "grammar nazi" auf Englisch auch ein sprachlicher Fehlgriff ist (das sehe ich nämlich anders – ich fand die "Soup Nazi"-Folge zum Beispiel witzig).
    #28Author dulcinea (238640) 08 Aug 08, 16:44
    Comment
    Sehe ich wie dulcinea. Man kann nationale Sensibilitaeten nicht auf andere Sprachen uebertragen. Soll heissen, dass ein E-Muttersprachler nicht vom Grammatik-Nazi sprechen kann, aber dass dies im E durchaus akzeptabel sein mag.

    Ich stimme aber Selima dahin zu, dass eine gewisse "Sensibilitaet" gegenueber den Sprachgefuehlen anderer durchaus angebracht ist. Selbst als ueberzeugter Verfechter des "US-Amerikaners" versuche ich mir den Gebrauch hier im Forum abzugewoehnen. Nicht, weil ich denjenigen zustimme, die diesen Ausdruck (im D) ablehnen, sondern weil ich weiss, dass er einige stoert, es mir nicht so wichtig ist und man will ja (jedenfalls nicht immer) unnoetig provozieren.

    Daher: wenn ich einen Englaender in E vom "grammar nazi" sprachen hoere, dann muss ich dies wohl akzeptieren. Wenn er dies aber in Deutschland tut oder haeufig in Anwesenheit von D, dann kann man ihn durchaus darauf hinweisen, dass Deutsche ein Problem mit diesem Begriff auf Englisch haben. Dass raeumt den Deutschen nicht dass recht ein, den Gebrauch zu untersagen. Aber es bleibt ihnen unbenommen, den E-MS ueber ihre nationalen Empfindlichkeiten zu informieren.

    Und nur schnell bzgl. des "Negers": Der Begriff ist sicher nicht so negativ behaftet wie der "nigger" im E, aber er ist auch beileibe nicht mehr harmlos. Persoenlich wuerde ich ihm D nie Personen als "Neger" bezeichnen, habe aber kein Problem mit "Negerkuessen". Eine Uebersetzung derjenigen als "Nigger kisses" dagegen, faende ich im E nicht inakzeptabel.
    #29Author Mausling (384473) 08 Aug 08, 16:57
    Comment
    dass recht = das Recht... Aua!

    Ich finde uebrigens Londoners Ideen zu diesem Thema wie immer sehr interessant und durchdacht. Ich kann ihm aus rein emotionalen Gruenden nicht zustimmen (dazu fuehle ich mich immer noch zu unwohl bei der beilaeufigen Verwendung von Nazi), dies heisst aber nicht, dass er nicht sehr wohl richtig liegt.

    #30Author Mausling (384473) 08 Aug 08, 17:02
    Comment
    dass eine gewisse "Sensibilitaet" gegenueber den Sprachgefuehlen anderer durchaus angebracht ist

    Natürlich, keine Frage. Nicht nur angebracht, sondern unbedingt notwendig. Da sind wir uns wohl alle einig.
    #31Author dulcinea (238640) 08 Aug 08, 17:05
    Comment
    Früher hat man auf Englisch "Negro" für amerikanische Schwarze gesagt. Das war ursprünglich neutral und nicht beleidigend, im Gegensatz zum Schimpfwort "nigger" (das vom Lat. 'niger' (>nigrum?) abgeleitet worden war. "Negro" kommt vom Spanischen.). Deutsch "Neger" wäre das Äquivalent von engl. "Negro". Beide Begriffe sind zunehmend als abwertend empfunden worden; bei "Negro" passierte das bereits ab Ende der 70er/Anfang der 80er Jahren. Für das deutsche "Neger" geschah dies wohl etwas später.
    Jetzt heißen die Negroes/Blacks (beide nicht mehr PC) "African-Americans" (auch "Afro-American" hat den PC-Status verloren, vermutlich wegen der "Afro" Frisuren...)
    #32AuthorMary nz/a (431018) 08 Aug 08, 17:16
    Comment
    Muß ich das dann auch witzig finden? Nazi ist nun einmal ein deutsches Wort. Mit 'nazi' stellt man IMMER eine Beziehung zur dt. Geschichte her.
    Abgesehen davon bist Du mit dieser Argumentation genau auf der Ebene wie die Leute, die darauf bestehen, Schwarze Neger zu nennen, weil sie Neger eben als neutral ansehen. Wie kann denn jemand a priori behaupten, welche Bedeutung ein Wort für einen anderen Menschen hat. Es ist doch selbstverständlich, daß man Rücksicht nimmt, wenn jemand glaubhaft versichert, daß ihm ein Wort total quer kommt.

    Mausling, das mit dem US-Amerikaner ist ein ganz gutes Vergleichsbeispiel. Unseren amerikanischen Freunden stößt das immens auf, wenn wir auf deutsch in Deutschland US-Amerikaner sagen. Natürlich können sie uns nicht vorschreiben, daß wir es nicht benutzen dürfen. So ganz verstanden habe ich auch nicht, warum ihnen das aufstößt - während sie offensichtlich nciht verstehen konnten, daß wir es nicht bös meinen. Aber warum sollte ich sie provozieren?
    #33AuthorSelima08 Aug 08, 17:20
    Comment
    Es ist doch selbstverständlich, daß man Rücksicht nimmt, wenn jemand glaubhaft versichert, daß ihm ein Wort total quer kommt

    Ja, natürlich. Ich habe schon in #18 gesagt, dass es taktlos ist, den Begriff Deutschen gegenüber zu verwenden, auch auf Englisch. Aber darf er deswegen auch in amerikanischen Serien nicht verwendet werden? Denn mit "nazi" stellt man auf Englisch eben nicht automatisch einen Bezug zur deutschen Geschichte her; der Begriff hat sich von der ursprünglichen Bedeutung so weit gelöst, dass man dabei gar nicht an die "echten" Nazis denkt. Das geht schon mir so, und das geht Leuten ohne Bezug zu deutschsprachigen Ländern sicher erst recht so. Natürlich steht es dir frei, das nicht lustig zu finden und dir solche Serien nicht anzusehen.

    Dass du mich auf die gleiche Ebene stellst wie jemand, der darauf besteht, "Neger" zu sagen, finde ich wiederum sehr beleidigend. Wie du aus meinen Beiträgen herauslesen kannst, dass ich irgendjemandem vorschreiben möchte, welche Bedeutung ein Wort für ihn zu haben hat, ist mir absolut rätselhaft. Meine Meinung zu diesem Thema ist ziemlich genau das Gegenteil davon (siehe z.B. Beitrag 80 in diesem Faden: related discussion: Ami - derogatory or slang? - #80 ). Kann es sein, dass wir irgendwie aneinander vorbeireden?
    #34Author dulcinea (238640) 08 Aug 08, 18:14
    Comment
    Well, I pretty much agree with Selima, here: if I know that somebody is sensitive to a certain term, I will just try to avoid it, no matter how innocuous I might find this specific word.
    Words change connotation as the time goes by. Certain groups of people are allowed to say certain words, others are not.
    Yes, it does not matter that many Blacks call each other the n-word: as a White person, if I say it in the presence of a Black person, it is going to sound extremely offensive, even if the Black person in question is a good friend of mine, our children play together, and we go to each other's house every so often.
    The United Negro College Fund http://www.uncf.org/ has the word "Negro" in it. Nonetheless I, as a White person, would also avoid this word. The term "Blacks", in the western US is very acceptable.
    Even words like Soup-Nazi, Grammar Nazi, etc. are in my ears completely harmless, nonetheless I try to avoid them when in the presence of Germans. Germans, on the other hand, might be so kind to avoid associating Italians with Mafia, etc.

    Sensitivity is nice and it goes a long way.

    On the other hand, since we are talking about the famous "Soup-Nazi", let me quote one of the funniest people in America, i.e. Jerry Seinfeld, who's a Jew, by the way: "Aren't we all getting a bit toooooo sensitive with this ethnic stuff??? If someone asks me which way is Israel, I don't fly off the handle!!!"

    As y'all can see: difficult topic....
    #35AuthorFujiApple (250126) 08 Aug 08, 18:16
    Comment
    OT
    @Mary
    I have not forgotten you! Just very busy, sorry! :-)
    #36AuthorFujiApple (250126) 08 Aug 08, 18:17
    Comment
    Nur ganz kurz OT:
    Ich konnte keinen Faden zum Thema "US-Amerikaner" finden. Was ist das Problem mit diesem Begriff?
    #37AuthorKickman08 Aug 08, 18:24
    Comment
    @ Mausling: Danke fuer das Kompliment!
    Ich habe im Lichte der Kommentare hier noch einmal weiter darueber nachgedacht, was ich gestern Nacht geschrieben habe, und ich kann gut verstehen, wenn Du ein emotionales Unbehagen mit meinem recht radikalen Vorschlag hast. Ich denke, selbst wenn man meine Meinung teilt, nach der es gut waere, wenn "Nazi" ein gebraeuchliches Schimpfwort wuerde, muesste man sensibel sein, wem gegenueber man es benutzt.

    Aber - wende ich mir gegenueber selbst bei diesem Gedanken gleich ein - gilt dies nicht fuer alle Schimpfwoerter, insbesonere fuer Woerter "Schwuchtel"? Und im Gegensatz zu "Schwuchtel" waere "Nazi" wahrlich zu Recht ein geeignetes Schimpfwort. Waere es nicht eine bessere Welt, wenn alle, die andere "Schwuchtel" nennen oder "Opfer" oder "Weichei" oder "Nigger" oder "Tuerkenschwein" oder was auch immer, sich ab sofort der Gefahr aussetzten, ernsthaft, glaubwuerdig, mit derselben Inbrunst und Verachtung als "Nazi" beschimpft zu werden? Und wenn "Nazi" dann das schlimmste, beleidigenste Schimpfwort waere, also das, was den Schulhofstreit entschiede (so wie "Schwuchtel" oder "Opfer" heute auf Schulhoefen das ultimative "Argument" dastellen)?
    #38AuthorLondoner(GER)08 Aug 08, 18:33
    Comment
    Stimme dir voellig zu: eine Verallgemeinerung des "Nazi" als Schimpfwort wuerde diesem den Anreiz des Verbotenen und Rebellischen nehmen. Es **ist** eine gewisse Verharmlosung des "Nazis", aber eventuell effektiver als die grosse Moralkeule. Mein Problem ist emotionell, nicht intellektuell und ich komme bei meinem letzten Satz nicht weiter als bis "gewisse Verharmlosung". :)) Das ist mein Problem, nicht eins deines Arguments.

    Im uebrigen, glaube ich nicht, dass wir einen Konsens finden, wenn die Situation nicht genau definiert wird. Wie dulcinea schon sagte: es gibt einen Unterschied ob ich pikiert bin, wenn ein Englaender in einem Gespraech mit mir den "grammar nazi" erwaehnt oder ob ich amerikanisches Fernsehen schaue und der Begriff dort faellt. Und Sensibiliaet geht in beide Richtungen: auch der Beleidigte/Pikierte muss sich fragen, ob er mit seiner Reaktion nicht unsensibel ist und eventuell seine Einschaetzung einem Kulturkreis aufdraengt, der diese nicht hat.

    Selima, du musst es nicht lustig finden. Aber, wenn du dich ausserhalb von D aufhaelst, dann musst du dies akzeptieren. Und das es ein deutsches Wort ist, kann ich nicht als Argument akzeptieren. Spaetestens mit dem zweiten Weltkrieg haben wir dieses exportiert und den weltweiten Gebrauch gestattet. ;)
    #39Author Mausling (384473) 08 Aug 08, 20:27
    Comment
    Londoner(GER), ich möchte dir widersprechen. Bitte verzeih meine deutlichen Worte, aber dein Posting zeigt mir, dass du gar nichts verstanden hast. Du hast aus den Ereignissen der Nazizeit die komplett falschen Lehren gezogen. Wie sonst könntest du auf der Suche nach dem ultimativen Schimpfwort sein. Wie sonst könnten deine Gedanken um inbrünstige Verachtung kreisen. Wie sonst könntest du die Menschen danach einteilen, wie schlimm man sie erniedrigen sollte.

    Nun, die Nazizeit lehrt uns doch, dass genau das der falsche Weg ist. Die Nazis haben uns doch gezeigt, wohin dieses Denken in den Kategorien der Verachtung führt. Daher sollte doch klar sein: Es ist dieses Denken, dass wir aus unseren Köpfen bekommen müssen, dann erst haben wir die Chance auf eine bessere Welt.

    Kannst ja in der kommenden Nacht mal drüber nachdenken ;-)
    #40AuthorKickman08 Aug 08, 20:46
    Comment
    In der Welt herumzulaufen und anderen Leuten vorzuschreiben wie der Begriff "Nazi" in ihrer Sprache korrekt zu verwenden ist zeugt vom Geist eben jener Zeit.

    Manchmal sind mir meine Landsleute wirklich peinlich.
    #41AuthorClogue Sceyssor (465418) 08 Aug 08, 21:56
    Comment
    . . . und wer andere Menschen "Teufel" oder "teuflisch" nennt hat aus der Geschichte auch nicht viel gelernt.

    Mit dem Begriff "schwarzes Loch" muss man auch vorsichtig umgehen.


    #42AuthorMikeE (236602) 08 Aug 08, 22:07
    Comment
    Es ist Einiges richtig im Posting #6 von Londoner - zumindest, was die Konnotationen dieses Wortes in verschiedenen Ländern betrifft.
    Dem Vorschlag, "Nazi" als "generelles Schimpfwort" einzuführen, kann ich aber wenig Positives abgewinnen. Ich wurde selbst als Kind - zusammen mit meinen Schwestern - in der erwähnten katholischen Grundschule völlig zusammenhanglos als "nasty nazi" beschimpft und habe sehr darunter gelitten - wie unter anderen Hänseleien auch. Die Kinder haben nicht gewußt, was dieses Wort heißt, sie wußten nur, dass es die Erwachsenen irgendwie stört (peinlicher Erklärungsbedarf) und (deshalb?) "verboten" war. Der Reiz des Verbotenen war vermutlich gerade das Motiv (abgesehen vom Nutzen als Spott-Waffe.)
    Vielmehr müßte es darum gehen, Schimpfwörter und Beleidigungen jeder Art von den Schulhöfen zu entfernen, nicht doch einzuführen.
    #43AuthorMary nz/a (431018) 08 Aug 08, 23:51
    Comment
    Hello Mary - OT - Why were you and your sisters tormented to no end, and the nuns seemed to "go along with it"? You've mentioned this in other threads, and my heart goes out to the wounded child (still) in you.
    #44Author Carly-AE (237428) 09 Aug 08, 00:06
    Comment
    OT also
    @Mary
    Yes, why did they call you two "nasty nazi"??? You do not have a German sounding last name....
    #45AuthorFujiApple (250126) 09 Aug 08, 00:11
    Comment
    Ich finde den gedankenlosen Gebrauch von "Nazi" als sinnentleertes Schimpfwort auch geschmacklos, genauso wie "Hurensohn", "schwul", "Krüppel", "Opfer" etc.

    Als ich ein Grundschüler war, habe ich genauso wie meine Altersgenossen Ausdrücke wie "Bin ich dein Nigger, oder was?", "du blöde Nutte" oder "du Schwuli" verwendet, ohne zu wissen, was ich damit eigentlich sage.

    Ob man das bei auch einem erwachsenen Menschen noch als Entschuldigung akzeptieren sollte, kann sich jeder selbst aussuchen. Manche Menschen machen sich über ihre Sprache eben mehr Gedanken als andere, und mancher Schwachsinn fällt einfach auf den Urheber zurück.
    #46Author Frank FMH (236799) 09 Aug 08, 00:18
    Comment
    OT: Hi Carly - you've got a good memory, haven't you? - I don't know, maybe it was because our parents were not originally from that village and thus not related to the rest of the village population (worse still, they were "townies"!). Or perhaps because my mother was not a Catholic - they may have disapproved of "mixed marriages". Some of the nuns had previously spent time in a psychiatric intitution before being sent to our school. Some of them needed to be sent (back) to one. Nuns weren't required to do teacher training in those days. And as regards teasing - someone has to be the underdog (or the scapegoat) I guess.

    On topic again: That reminds me - one girl defended me once against this "nasty nazi" teasing from the boys, saying: "If she's a nazi, then I'm a nazi too, and I'm proud of it!"
    (Probably not what Londoner had in mind...)
    #47AuthorMary nz/a (431018) 09 Aug 08, 00:20
    Comment
    Hi Mary, Well, the things you've related in past threads get lodged in my memory, because I canot bear the thought of children suffering - especially wounds inflicted over an extended period of childhood -and adults (supposedly Christians) standing by and doing nothing. That just tugs at my heart. Thanks for sharing.
    #48Author Carly-AE (237428) 09 Aug 08, 00:32
    Comment
    OT@Fuji #45: I don't know why they called us that. They got the idea from their war comics (great reading material for young children!), but who knows? Maybe my father talked too much in the pub about the German and Austrian POWs he had to look after during the war and that they were just normal young fellows. He was also interested in languages and spoke some German (he had learnt a bit of German from the prisoners, apart from prior lessons on the ship). So the children's parents (or rather, fathers) may have had something to do with it. The boys also called my father "Shitler" and our car "the tank".
    #49AuthorMary nz/a (431018) 09 Aug 08, 00:39
    Comment
    OT
    @Mary
    Well.. I must say something about the South Island of NZ.... Please, do not get me wrong, I am not trying to generalize or to be rude to you, but... Hanging around pubs and stuff for a few weeks I got the impression that Kiwis in rural areas, that is where I was, were a bit.... Well, not so open to the world... I met a Dutch guy there that although he had actually been born in NZ and his father had moved to NZ very early in life, well... He told me him and his brothers would often get into fights when he was still in school and they were often called "Dutch bastards". I heard the term Dutch bastard quite often in NZ pubs.... And then there were the "pommies"... :-)
    Once I got a whole bunch of bad looks in a pub because I called the town of Blenheim, "blenhime" following the German pronunciation instead of the English pronunciation, i.e. "blenum" ...
    You do know the town of Blenheim, right? There are quite a few German settlers there, they make white wine, mostly Riesling, I just thought it was normal to pronounce it the German way...
    #50AuthorFujiApple (250126) 09 Aug 08, 00:49
    Comment
    Ich glaube, Londoner ist ein wenig falsch verstanden worden: Er will nicht "Nazi" als Schimpfwort in den Schulen einfuehren oder tolerieren. Er sagt nur, dass ein weniger verkrampfter Umgang mit dem Begriff eventuell hilfreicher beim Schutz gegen den Neo-Nazismus ist, als das vorsichtige "Drum-Herum-Tanzen".

    Es ist eine Umkehr des Arguments: Er will nicht Nazi als Schimpfwort einfuehren, sondern sagt, dass, falls es zu einem Gebrauch von Nazi als Schimpfwort kommt, dies keine negative Verharmlosung ist, sondern im Gegenteil den Neo-Nazis schadet.

    Sein Schulhof-Beispiel war aber zugegebenermassen nicht sehr gluecklich... :)

    #51Author Mausling (384473) 09 Aug 08, 00:56
    Comment
    OT@Fuji: Why do you think I don't want to go back there? Yes, the South Is. can be somewhat "parochial", shall we say? My parents went to Blenheim for their honeymoon. There's a wine called "Blenheimer", I think it's from there. How did you know I was from the Sth. Island, anyway? (Reply to my e-mail?) Yes, "Dutch bastards" and "Pommie bastards" sound familiar, unfortunately.
    There are NZ biscuits called "Belgian biscuits", similar to "Linzer Augen" but with more of a "Lebkuchen" flavour that used to be called "German biscuits" - before the war. The same applies to "Belgium sausage" or "luncheon sausage" (=Extrawurst) - it used to be "German sausage". I suppose the word "German" was no longer allowed to have any positive associations.
    #52AuthorMary nz/a (431018) 09 Aug 08, 01:07
    Comment
    OT
    @Mary
    No you did not mention it in your email, but what you described had South Is. written all over it!!!! I do not remember the North Is. being quite as bad, although the South Is. is soooooo pretty and so underpopulated...
    You have mail, by the way! Are you familiar with the area around Christchurch?
    #53AuthorFujiApple (250126) 09 Aug 08, 01:17
    Comment
    OT@Fuji: "Are you familiar with the area around Christchurch?" That's the area where I am from - you guessed it! (BTW just read your e-mail, thank-you! :-) )
    #54AuthorMary nz/a (431018) 09 Aug 08, 01:29
    Comment
    OT @Mary

    " That's the area where I am from"
    I so knew it!!!! I so knew it!!!!!!
    When is the last time you were there?

    "BTW just read your e-mail, thank-you!"
    Do you see what I mean with funny stories? *lach*
    #55AuthorFujiApple (250126) 09 Aug 08, 01:35
     Beitrag #56­ wurde gelöscht.
    Comment
    @Jan
    To get back to your original topic. "Da sollten wir uns doch mal auf der Diskussionsseite des Artikels zu beschweren. Was denkt Ihr?"

    There is no Wikipedia article on "Grammar nazi" . There is merely a redirect under that name to the article http://en.wikipedia.org/wiki/Linguistic_presc....

    There once was an article under that name but concerns were raised, and, In line with policy, "Grammar nazi" was made into a redirect, so that people looking for the pejorative term would be redirected to the neutral title of the article that dealt with the phenomenon.

    If you wish to object to the use of the term "Grammar nazi" as a redirect on Wikipedia, the place to do this would probably be http://en.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Redire... .
    However you should first familiarize yourself with Wikipedia policy, and in particular the redirect guideline, which includes the following:

    "Non-neutral redirects are commonly created for three reasons: . . .

    3. The subject matter of articles may be commonly represented outside Wikipedia by non-neutral terms. Such terms cannot be used as Wikipedia article title, per the words to avoid guidelines and the general neutral point of view policy."

    "Grammar Nazi" (or possibly "Grammar nazi" ) would IMO be an acceptable headword for Wiktionary, but nobody seems to have created such an entry yet.

    Perhaps the suggestion was intended as self-referential humour.
    #57AuthorMikeE (236602) 09 Aug 08, 17:28
    Comment
    Es geht überhaupt nicht darum, ob sich ein Deutscher durch den genannten Gebrauch dieses Wortes verletzt fühlen könnte und wieviel Rücksichtnahme man hier einfordern darf. Verletzt fühlen kann sich, wer Nazi genannt wird, obwohl er bloß ein kleinkarierter Spießer ist.

    Die Nazis sind eine geschichtliche Tatsache, die Fakten sind für jeden verfügbar. Diktatur, Weltkrieg und Völkermord sind integrale Bestandteile der Nazi-Ideologie. Wer einen anderen als Nazi beschimpft, bringt ihn genau damit in Zusammenhang. Dafür ist es völlig egal, wo jemad lebt und welche Sprache er spricht.
    #58Author Lutz B (319260) 09 Aug 08, 17:37
     Beitrag #59­ wurde gelöscht.
    Comment
    "Grammar nazi" ist nicht gleich "Nazi", und die Sprachgemeinschaft (in diesem Fall die englische) entscheidet, was ein Ausdruck im jeweiligen Zusammenhang bedeutet.

    Schweine sind bekanntlich sehr saubere Tiere, die Grunzlaute von sich geben, und der Teufel ist in der christlichen Tradition der Inbegriff des Bösen; aber wenn man jemanden ein Glückschwein oder einen Putzteufel nennt, stehen diese "Tatsachen" nicht im Vordergrund.

    Die englische Sprachgemeinschaft hat entschieden, dass (zumindest in diesem Zusammenhang) beim Wort "nazi" nicht die Menschenverachtung und die "Judenvernichtung" im Vordergrund stehen, sondern der Versuch, ausgestattet mit wenig Ahnung und viel Arroganz, anderen Leuten vorzuschreiben, wie sich zu verhalten haben.
    #60AuthorMikeE (236602) 09 Aug 08, 20:14
    Comment
    Wieder einmal Danke, Mausling, fuer Deine wohlwollenden Worte!

    Ich moechte noch einmal klarstellen, dass es mir bei meinen Kommentaren nicht darum ging, Schimpfwoerter gutzuheissen oder "Nazi" als Schimpfwort einzufuehren. (Wie sollte man das auch praktisch bewerkstelligen, ein Schimpfwort einzufuehren? Zumal - wie ja auch von einigen, z.B. Mary nz/a, zu Recht angemerkt wurde - eine Verwendung von Nazi als all-purpose-Schpmfwort unwillkommene Nebeneffekte haette.)

    Stattdessen ging es mir um ein Gedankenexperiment, mit dem ich zeigen wollte, dass man sich nicht gleich zwangslaeufig empoeren muss, wenn "Nazi" als Schimpfwort verwendet wird. Der Deutlichkeit halber fasse ich die Denkmotive meiner zwei Kommentare zu dem Thema noch einmal explzit zusammen:

    1. Ich bin froh, dass sich Deutschland so gruendlich - wie wohl kein anderes Land - mit der Nazi-Zeit auseinandergesetzt hat. In diesem Zusammenhang finde ich auch die Sensibilitaet wichtig, mit der in Deutschland auf eine moegliche Verharmlosung der Katastrophen der Nazi-Zeit reagiert wird. Davon koennten sich andere Laender, u.a. UK, ruhig eine Scheibe abschneiden.

    2. Ich denke, dass die gruendliche Auseinandersetzung in Deutschland dazu gefuehrt hat, dass das Thema "Nazi-Zeit" (aus Angst vor Verharmlosung) bisweilen noch ein wenig verkrampft angegangen wird. Das fuehrt zu einer Art "Tabusierung", u.a. weil Leute Angst haben, etwas Falsches zu sagen, das als Verharmlosung verstanden werden koennte. Ich verstehe ja, dass es (u.a. aus historischer Verantwortung heraus) in Deutschland einen guten Grund gibt, besonders vorsichtig zu sein, aber an dieser Stelle, denke ich, koennte man sich in Deutschland von UK (und moeglicherweise anderen Laendern) noch eine Scheibe abschneiden.

    3. Es ist meine Vermutung, dass ein entspannterer Umgang (zur Sicherheit noch einmal: NICHT ein verharmlosender Umgang) in Deutschland eine Hilfe beim Kampf gegen Neonazis sein wuerde, weil sich die "Attraktivitaet" der Neonaziideologie auch aus der partiellen "Tabuisierung" (besser vielleicht: partiellen Sprachlosigkeit) angesichts des Themas "Nazi-Zeit" ergibt.

    4. (Diesen Gedanken habe ich vorher nicht angesprochen und fuege ihn jetzt der Vollstaendigkeit halber neu hinzu.) Eine Perspektive auf die Nazi-Zeit, die auf Verharmlosung achtet, aber gelassen und nicht verkrampft ist, ist eine Gratwanderung. Ich gebe hier gerne zu, dass ich an dieser Stelle auch noch nicht in jedem Einzelfall genau weiss, wie man die Sache am besten angeht. Eine solche Perspektive ist zu grossem Teil Neuland; ich halte eine Verbindung der deutschen (Punkt 1) mit der britischen (Punkt 2) Perspektive aber fuer erstrebenswert.

    5. Der Umgang mit dem Begriff "grammar-nazi" ist nur ein Beispiel fuer die generelle Thematik des Umgang mit der Nazi-Zeit. Ich habe versucht, mit meinem Gedankenexperiment auszudruecken, dass ich keine grundsaetzliches Problem mit der Verwendung von "Nazi" als Schimpfwort habe (solange es nicht Verharmlosung impliziert und inhaltlich einigermassen Sinn macht), dass wohl kaum ein Wort so qualifiziert ist, als Schimpfwort verwendet zu werden wie das Wort "Nazi" und dass es auch die positiven Aspekte sehen sollte, die sich ergeben, wenn gerade dieses Wort als Schimpfwort verwendet wird.

    Wenn ich mir den Komentar von Kickman (#40) angucke, in dem ich implizit als Nazi beschimpft werde (immerhin habe ich hinsichtlich der Nazi-Zeit "gar nichts verstanden"), weil ich eine Verwendung von "Nazi" als Schimpfwort nicht grundsaetzlich(!) schlimm finde, ist das nicht nur kurios wegen des indirekten Selbstwiderspruchs des Textes, sondern zeigt wegen der emotionalen Aufgewuehltheit, die offensichtlich zu diesem Text gefuehrt hat, auch, dass fuer meine Ueberlegungen zu der Notwendigkeit einer Kombination von deutscher Verharmlosungsvorsicht und britischer Gelassenheit durchaus ein Bedarf besteht.
    #61AuthorLondoner(GER)10 Aug 08, 02:02
    Comment
    Noch ein, wenn man so will: landeskundlicher, Nachtrag zu der Verwendung von "Nazi" als Schimpfwort in UK.

    Der Schotte Angus Calder hat in seinem Buch "The Myth of the Blitz" (1991), das sich mit britischer Identitaetskonstruktion im Zusammenhang mit dem zweiten Weltkrieg beschaeftigt, eine Liste von Gegensatzpaaren aufgestellt, mit denen er das Nachkriegsselbstbild der Briten in Kontrast zu Nazi-Deutschland charakterisiert:

    Freedom versus Tyranny
    Improvisation versus Calculation
    Volunteer Spirt versus Drilling
    Friendliness versus Brutality
    Tolerance versus Persecution
    Timeless Landscape versus Mechanisation
    Patience versus Aggression
    Calm versus Frenzy
    A thousand years of peace versus The Thousand Year Reich

    Ich finde jedenfalls, dass einem der Gebrauch von "Nazi" als Schimpfwort vor diesem Hintergrund schon ein bisschen sympatisch sein darf.
    #62AuthorLondoner(GER)10 Aug 08, 02:20
    Comment
    Ich erlaube mir den Hinweis, dass auch wir Deutsche hin und wieder unverkrampft mit dem Wort "Nazi" umgehen, wie z.B. beim Wort "Gartennazi" deutlich wird: diesen Begriff hat nämlich Georg Ringsgwandl in einem Gedicht geprägt, das ich persönlich sehr witzig finde (Kostprobe: "Selbst der Hund hat nichts zu lachen, der Nazi ist sein Peiniger, jeden Freitag spritzt er ihn ab mit dem Hochdruckreiniger..") Reinhard Mey hat den Begriff auch angewendet, als er sich über lautes Rasenmähen in seiner Sylter Nachbarschaft aufgeregt hat. Warum hat denn damals keiner laut geschrieen?
    #63AuthorDocktor8910 Aug 08, 19:35
    Comment
    @ Londoner(GER) (#61): [...] und inhaltlich einigermaßen Sinn macht [...]

    Tut "grammar nazi" ja aber eben nicht: die Nazis waren ja so ziemlich das genaue Gegenteil zu Menschen die Regeln achten.

    Im "Führerprinzip" ist "Recht und Gesetz" eben das was der Führer heute anordnet, nicht das was schon gestern galt (siehe Carl Schmitts unsägliches "Der Führer setzt das Recht").

    Während "grammar nazis" ja extrem pingelig auf den hergebrachten Regeln bestehen.

    @ Londoner(GER) (#62): Ja, aber das sind eben Mythen.
    Wenn man durch die letzten tausend Jahre reisen könnte, würde man sicherlich jede Menge Afrikaner, Inder, Iren usw treffen, die das "Empire" gar nicht so friedlich, freundlich und frei fanden...

    @ Docktor89 (#63): Wenn ich mich recht erinnere sind nach Reinhard Meys "Gartennazi"-Leserbrief doch so einige "laut geworden"...
    #64AuthorMark (de)10 Aug 08, 20:17
    Comment
    @ Klosterbruder: Nein, ich bin nicht Lutz Bl., früher an der RUB, tut mir Leid. Bin nur ein B, der so ähnlich heißt wie Lutz :-)

    Neben der Erörterung, welche Beleidigung für wen angemessen wäre, ist vielleicht auch der Gedanke mal ganz erfrischend, ganz auf Beleidigungen zu verzichten. Die Aussagen, dass ich gewisse Grammatikregeln nicht so streng auslegen würde, dass mir der Vorgarten meines Nachbarn zu steril ist, dass ich die Außenpolitik der Regierung XY aus den Gründen A, B und C nicht gutheiße, sind allemal deutlicher und konstruktiver als "Du Nazi!"

    /predigtmodus aus/
    #65Author Lutz B (319260) 11 Aug 08, 09:51
    Comment
    Ich kann die Beziehung zwischen Pedanterie und Nazis durchaus verstehen. Im KZ Dachau gibt es eine riesige Schautafel auf der genau und detailliert dargestellt ist, welcher Häftling welchen Aufnäher auf der Jacke zu tragen hatte. Ein Häftling, der das erste Mal dort war hatte einen anderen als der der bereits das zweite Mal wegen des selben Vergehens dort einsaß. Ein Jude ein anderes als ein Homosexueller und ein Kommunist wieder einen anderen für das selbe Vergehen. Ich weiss nicht mehr wie viele Aufnäher es waren, aber ich kann mich noch erinnern, dass meine amerikanischen Freunde und andere Leute, die meine Erklärungen verfolgt haben, wir alle waren unglaublich bestürzt ob der Pedanterie, die dort zu sehen war.
    Die Nazis haben nicht die Regeln beachtet, die wir als menschlich und akzeptabel ansehen, aber ihre Perfidität hat im meinen Augen wirklich schon etwas pedantisches. Ob ich nun einen Menschen wirklich als Grammar Nazi oder auch Soup Nazi (es gibt ein amerikanisches TV-Forum das den Level "Soup Nazi" hat), das muss man in meinen Augen wirklich selbst entscheiden.
    #66AuthorRickie11 Aug 08, 10:46
    Comment
    @ Rickie (#66): [...] Im KZ Dachau gibt es eine riesige Schautafel auf der genau und detailliert dargestellt ist, welcher Häftling welchen Aufnäher auf der Jacke zu tragen hatte. [...]

    Zur Pedanterie im Sinne von "grammar nazi" würde aber auch gehören das peinlich darauf geachtet wurde das jeder Häftling die korrekten Aufnäher zugewiesen bekam.

    In Warheit waren diese Häftlingsmarkierungen (wie vieles in den KL) jedoch mehr oder weniger zufällig. Siehe zum Beispiel Eugen Kogons "Der SS-Staat" Seite 71-73, wo er das Markierungssystem ein "Narrenhaus" nennt in dem "die Markierungen keine absolute Garantie für [die][...] wirkliche Zugehörigkeit des Trägers boten".
    #67AuthorMark (de)11 Aug 08, 11:23
    Comment
    "The links for the other discussion aren't working for me, so either there's a problem with the site or the other discussion was deleted (probably because of the firestorm it created; there were at least 100 replies, many angry).

    Anyway, to anyone still looking for a translation, it was explained to me that "Grammatik-Fetischist" connotes roughly the same thing, without unintentionally offending people. ("Grammar Nazi" is not an intentionally inflammatory expression in American English. It is offensive only insofar as it rather bluntly describes someone as pedantic.)"

    Das sagt doch alles, ihr verschwendet Zeit.
    #68AuthorMelko08 Apr 10, 08:38
    Comment
    @Meiko - the link doesn't work because this discussion is four years old, and since then the Leo site has changed: related discussion: Archivfäden, die nicht mit umgezogen sind - #84
    #69Author CM2DD (236324) 08 Apr 10, 08:45
    Comment
    Durchaus nicht, Melko. Die haben nämlich ihre Zeit schon in den Jahren 2006-2008 mit der ausführlichen Diskussion der unterschiedlich gebrauchten Begrifflichkeiten verschwendet. Und wenn seitdem - was alle paar Monate passiert - jemand im Forum nach dem Begriff fragt, wird auf diese Diskussion verwiesen. Sehr praktisch, so ein Archiv.
    #70Authortigger08 Apr 10, 08:48
    Comment
    *CM2DDwink*

    Nachtrag: Sicher, die ganz ursprüngliche Diskussion ist nicht mehr erreichbar, es stand aber (abgesehen vom Geschäker zwischen FujiApple und Mary) ungefähr das gleiche drin, so weit ich mich erinnere.
    #71Authortigger08 Apr 10, 08:50
    Comment
    Ah, "Nazi"... Seinfeld und Grey's Anatomy dann bitte auch gleich auf den Index (wobei, ich frag' mich ja wie das jeweils synchronisiert wurde...)
    #72Author Carullus (670120) 08 Apr 10, 09:06
    Comment
    Bitte den ganzen Faden lesen, Carullus, auch Seinfeld wurde längst abgehandelt.
    #73Authortigger08 Apr 10, 09:08
    Comment
    Ich glaube das tu ich mir jetzt nicht an, war nur eine dahingeschluderte Assoziation. Einfach ignorieren, danke.
    #74Author Carullus (670120) 08 Apr 10, 09:15
     
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