Das koreanische kostenlose Online-Rollenspiel ArcheAge hat einen deutschen Internetauftritt gestartet und kann in der frühen Betaversion angespielt werden. Immerhin konnte das Rollenspiel mit seinem Spieler-gesteuerten Ökonomiesystem, seiner Möglichkeit, eigene Schlösser zu bauen, dem persistenen PvP-System und dem Burgen- und Wasserkämpfen einen "Rising Star Award" der letztjährigen E3 einheimsen...

Hier geht es zur News ArcheAge: Koreanisches MMO startet Betaphase in Deutschland

Habe mich angemeldet und werde bei Gelegenheit reinschauen. Allerdings fröstelts mich bei so manchen Aussagen aus dem Interview:
http://archeage-online.de/forum/showthr ... view/page4

Wie wollt ihr mit Archeage Geld verdienen?

Indem wir Zeug verkaufen. Über das konkrete Geschäftsmodell wird derzeit noch beraten. Wir hoffen, dass wir genauere Informationen darüber in naher Zukunft machen können.

Wieviel Kontrolle habt ihr über eure Version des Spiels?

Wir haben unseren eigenen Zweig. Wir versuchen allerdings das Spiel so nah wie möglich an dem zu halten, was bisher in Korea läuft. Wenn es spezifische Dinge gibt, die wir hinzufügen oder entfernen möchten, dann werden wir mit XLGames darüber sprechen – und wir haben diesbezüglich ein sehr gutes Verhältnis zu XLGames. Wir werden z.B. Events und einige Items hinzufügen, die das westliche Publikum besonders ansprechen, aber im Allgemeinen sollte es dasselbe Spiel werden wie in Korea.

Bedeutet also mitsamt dem garstigen Arbeitskrafttränkesystem.

Endlich, ich kann die russische Version einfach nicht mehr sehen. Jetzt noch einen Invite und alles ist perfekt.

Ähm, Beta? Einspruch! Es läuft aktuell die Alpha Phase.

Ehrlich gesagt... ArcheAge mag mal zu Zeiten der Closed Beta ein MMORPG mit viel Potential gewesen sein, aber wenn ich mir so die grundsätzlichen Gameplay Probleme in der russischen Version ansehe, dann hat man aus dem Potential wenig gemacht.

Wie sieht es aktuell in Russland aus? Ich spiele auf dem 4. Server, auf dem die meisten deutschen Headstart Spieler zu finden waren (viele haben ja inzwischen wieder aufgehört), also eher einer der gut gefüllten Server.

Hier mal so meine Beobachtungen aus Sicht eines Singleplayers (weil kaum Jemand aus der deutschen Com auf dem Ost Kontinent spielte). Kenne den Multiplayer noch gut aus Korea.

Ein Problem stellt schon mal das ganze Housing System dar und was das für den Start des MMORPGs bedeutet. Das Housing ist nicht instanziert, was bedeutet es gibt nur einen begrenzten Platz um Häuser und Vogelscheuchen (kleine und größere Grundstücke zum Farmen - Pflanzen, Bäume und Tiere) aufzubauen. Gleichzeitig ist ArcheAge aber auch ein sehr progress lastiges MMORPG wegen dem PvP auf dem Nordkontinent mit den Burgenkämpfen. Um dort oben etwas reißen zu können braucht es sehr große Gilden (weit über 100+ Mitglieder), die dazu auch progress spielen, um so schnell wie möglich an alle Mats zu kommen.

Was hat das nun mit dem Housing zu tun? Nun, die Mats kommen zu einem nicht geringen Teil auch von den Farmen und für höhere Ausrüstung braucht es dazu noch Crafting Stationen, die man nur an einem Haus / Crafting Pavillon aufbauen kann. Sprich unter den Progress Spielern ist Bauplatz so gefragt wie die Mats selbst und diese Spieler tun alles zu ihrem Vorteil. Und genau so läuft dann auch der Start ab. Ich hab zwei Starts miterlebt, Korea und Russland und beide male lief es gleich ab.

Die Spieler stürzen sich wie die Bekloppten auf die Server und leveln so schnell wie möglich genug Gold zusammen um sich dann per Quest die kleine Vogelscheuche zu holen, die dann sofort in einem Baugebiet möglichst so aufgestellt wird, dass sie möglichst viel Platz wegnimmt, spricht sie stehen oft nicht dicht an dicht, sondern mit gerade so viel Freiraum in alle Richtungen, damit keine andere kleine Vogelscheuche dazwischen passt. Danach wird sofort ein Twink gestartet und das Spielchen wiederholt um auch mit dem Twink eine Vogelscheuche aufstellen zu können. Das Spielchen wiederholt sich, bis man das Twink Limit erreicht hat, in Russland war man wenigstens so schlau die Charanzahl auf 2 zu begrenzen. Allerdings holen sich dann die Progress Gilden einfach mehrere Accounts.

Ich selbst hab das Spielchen am Anfang mitgemacht und Progress gespielt und hab mich absichtlich in einem Gebiet nieder gelassen, von dem ich weiß, das es als eines der letzten zugebaut wird und selbst dort standen da schon einige Vogelscheuchen.

Dazu kam in Russland allerdings die mal wieder nicht sehr überlegte dumme Idee den Spielern mit PreOrder Paket 3 spezielle Münzen zu geben, die man dann im Spiel gegen je 10 Gold Münzen tauschen konnte, das ist eine spezielle Währung um sich Baupläne für u.a. Häuser kaufen zu können. So kam man also direkt am Anfang zu 30 Gold Münzen... ein kleines Haus kostet 25 Gold Münzen... richtig, 95% der Spieler kauften sich ein Haus Bauplan und stellten diese zum Platz reservieren direkt auf (die wenigsten Häuser wurden auch aufgebaut). Auch das war eine der Gründe wieso alle Bauplätze nach bereits 1-2 Tagen weg waren. Stellt man einen solchen Bauplan auf, steht ein Baugerüst dort für erst mal 7 Tage, da man die Miete für das Grundstück direkt für die ersten 7 Tage bezahlt und so lange man die Miete zahlt steht das ewig da.

In Korea lief es nicht ganz so extrem, da gab es das mit den Gold Münzen nicht, dazu waren die Quests aufwendiger um an die Vogelscheuche zu kommen, generell das MMORPG noch etwas langsamer und es gab deutlich weniger Baugebiete. Dennoch war nach ~2 Wochen fast alles weg. In Korea lies ich mir noch etwas mehr Zeit und fand nach 1 1/2 Wochen nur in einem Baugebiet noch einen Platz.

Sowohl in Korea als auch Russland hat man versucht dem Problem Herr zu werden in dem man den Nord Kontinent die ersten Wochen sperrt um so das progress spielen etwas sinnloser zu machen, genutzt hat es aber wenig. In Russland hatte es nur zur Folge, dass über die Wochen immer weniger los war, da viele sich nur noch einloggten um das nötigste zu erledigen und ansonsten zu warten das der Nord Kontinent endlich freigegeben wird. Erst als der vor kurzem kam (glaub waren 6 Wochen nach Release) war wieder merklich mehr los. Hatte des Glück auf dem Nordkontinent noch einen freien Platz zu finden, ansonsten wiederholt sich dort das Bild vom Release... überall stehen zu 90% nur Baugerüste da, die nicht aufgebaut werden.

In Korea war das nicht so extrem, als der Nordkontinent kam, lag dort aber auch daran, dass die Mieten für Häuser erheblich teurer waren und viele es sich nicht wie jetzt in Russland leisten konnten zu viele Häuser aufzustellen. Zwar wird mit jedem weiteren Haus die Miete von allen Grundstücken teurer, dennoch zahlen das Progress Spieler, die ja eh eher zu den Vielspielern gehören, das mit links.

Nur mal so... in Korea hab ich für 5 Grundstücke über 60 Gold pro Woche zahlen müssen, in Russland sind es jetzt nur lächerliche ~15 Gold. Für einen Progress Spieler sind selbst 60 Gold nichts. Ich will also gar nicht wissen wie viele Grundstücke Spieler von Progress Gilden inzwischen besitzen.

Wer ArcheAge sieht und denkt "Oh, was für ein geniales Housing, da werd ich mit anderen eine kleine schöne Stadt gründen", dem kann ich nur viel Glück wünschen überhaupt ein Gebiet zu ergattern, in dem alle Mitspieler unter kommen und dabei noch eine wirklich schöne Stadt aufbauen können. Wenn ich mir die Baugebiete mit den Grundstücken so ansehe und mal ernsthaft darüber nachdenke, dann kann ich nur mit dem Kopf schütteln was da an Potential verschenkt wurde und vor allem was die Spieler selbst daraus machen. Das hat alles eher den Charme einer Wohnwagen Siedlung, aber eine Spieler Stadt? Nicht wirklich.

Und das war jetzt nur ein Gameplay Element, von fehlendem Item Decay, der dafür sorgt dass das globale Auktionshaus nicht mit Rohstoffen überschwemmt wird und dadurch die Preise in den Keller fallen, wollen wir erst gar nicht reden... Aber ich könnte hier auch Seiten weise andere Elemente nennen und dennoch werden sich am Ende genug Spieler ArcheAge schön reden. Vor allem die Progress Gilden werden beim aktuellen Zustand eher ein böses Erwachen haben, denn bisher hat es XLGames, der Entwickler hinter AA, nicht geschafft die Burgenkämpfe so zu designen, dass sie auch wirklich den Spielern Spaß machen und richtig funktionieren. Aber fragt da besser mal Spieler, die so einen Burgenkampf schon live erlebt haben.

Wirklich rund läuft in ArcheAge jedenfalls auch nach über 1 Jahr nichts richtig, überall Probleme mit dem Balancing der Gameplay Elemente. Von Cheatern, die Datenpakete manipulieren, und Bots wollen wir besser erst gar nicht reden... Und bisher hat XLGames immer ein extrem glückliches Händchen bei Änderungen gezeigt... noch haben sie mit jeder einzelnen irgendwas anderes ruiniert, wie eben mit 1.0 das Exploring, die Handelsrouten u.a. Dinge (wobei ein Patch, der 1 Jahr nach dem Release erscheint, als 1.0 zu bezeichnen auch schon einiges sagt...).

Und wer denkt ich sei ja nur ein ArcheAge Hater, den frage ich mal ernsthaft wieso ich dann immer noch in Russland Abo spiele und durchaus auch noch etwas Spaß dabei habe. Sicher nicht, weil ich das MMORPG so sehr Hasse, sondern weil es mir schlicht nicht egal ist, sprich nicht irgend ein Spiel, das ich gerade zocken kann, sondern ein Spiel das mir persönlich etwas bedeutet. Kennen viele auch schon nicht mehr.

So, jetzt aber erst mal genug, der Post ist lang genug.

Danke für die Infos. Schön mal über den Tellerrand zu schauen.

Lex Luthor kommen die Tränen, Balmung.
Hört sich echt schlimm an. Wie hat Ultima Online damals gemacht?

@ Balmung
Sehr schöner Tatsachenbericht, der leider wieder einmal zeigt, dass die meisten MMOs an ihrem Anspruch und den Spielern scheitern. Leider gelingt es kaum einem MMO glaubwürdige Interaktion mit der Spielwelt zu ermöglichen. Dauerspieler und Bots machen eine sinnvolle Wirtschaft in einem MMO sehr schwer.
Deshalb werde ich mit dem Genre einfach nicht warm, obwohl es in der Theorie faszinierende Möglichkeiten bietet. Aber es ist wirklich verdammt schwer ein MMO mit realistischem Progress zu entwickeln, dass nicht vollkommen künstlich wirkt und trotzdem auch Spielern mit wenig Zeit udn Geld die Möglichkeiten zur Partizipation zu bieten.

Also das Housing bei Star Wars Galaxies war auch nicht instanziert, hat eigentlich sehr gut funktioniert, trotz basisbau fuer den Galactic Civil War und millionen Extractorfeldern oder Factories.
Mieten waren hoch und man hatte pro Char nur 10 Lots frei wobei ein großes haus schon 5 weg nahm(kleine 1- 2) und man war auf 2 Charaktere beschraenkt, glaube sowas werden die sicher bei Archeage auch machen.

Naja einfach mal abwarten welche Politik die hier fahren

Nein, das ist bei ArcheAge anders, hier mal ein Screenshot:

Shot 1

Natürlich könnte man schöner bauen, wie ich das gemacht habe (1. Pic: Anwesen in der Mitte ist meines). Normal sieht es zu 95+% aber so aus wie bei den Nachbarn, weil es denen schlicht egal ist wie es aussieht, da zählt nur der Nutzen was es bringt.

Hier noch ein Shot:

Shot 2

Die zwei Bauplätze da im Vordergrund stehen da übrigens seit beinahe 2 Monaten so rum, nur um Platz zu reservieren.

(das obere Bild ist aus Korea ~14 Monate alt, das untere gerade in Russland aufgenommen)

Das Problem ist man hat eben große Housing Zonen, in denen Dutzende von Spieler reinbauen können und zum Bauen hat man eben je nach dem was man platzieren will ein viereckiges Areal, man kann zwar die Bauten selbst drehen, aber Häuser etc. sind immer genau in der Mitte dieses festen Areals und dieses kann man frei in einem deutlich kleineren Raster in der Housing Zone bewegen. Will man dann wie ich noch eine Crafting Station vor dem Haus haben und eine Vogelscheuche muss man das Glück haben, dass der Platz noch frei ist, denn diese Dinge haben alle ihr eigenes Areal. Nur hat man eben selten alles direkt beisammen um alles direkt setzen zu können und so wird natürlich geguckt möglichst schnell viel Platz für sich zu reservieren.

Wie man auch auf dem Screenshot sieht kann man das nur in die Zone setzen, Wege oder so lassen sich nicht anlegen und alles was außerhalb des eigenen Areals platziert wird steht nicht lang, das nimmt dann einfach ein anderer Spieler mit.

Das Problem ist also... man kann schön bauen, doch am Anfang interessiert das fast Niemanden und später fehlt dann der Platz um alles zusammen an einem Fleck zu haben, da alles zugebaut ist.

Aber wie gesagt, das ist nur das Housing, könnte hier noch viel mehr ankreiden wie das tolle Crafting, das reines Geld verpulvern auf Glücksbasis auf hohem Niveau ist, aber wenig spannend (Fenster auf, klicken was man will und machtlos Balken zusehen und Daumen drücken... wie man es eben so kennt).

Akill hat geschrieben:@ Balmung
Sehr schöner Tatsachenbericht, der leider wieder einmal zeigt, dass die meisten MMOs an ihrem Anspruch und den Spielern scheitern.

Ja, weil zu viele das Genre spielen wollen, die für dieses Genre mit ihren Ansprüchen schlicht nicht geeignet sind.

Leider gelingt es kaum einem MMO glaubwürdige Interaktion mit der Spielwelt zu ermöglichen. Dauerspieler und Bots machen eine sinnvolle Wirtschaft in einem MMO sehr schwer.
Deshalb werde ich mit dem Genre einfach nicht warm, obwohl es in der Theorie faszinierende Möglichkeiten bietet. Aber es ist wirklich verdammt schwer ein MMO mit realistischem Progress zu entwickeln, dass nicht vollkommen künstlich wirkt und trotzdem auch Spielern mit wenig Zeit udn Geld die Möglichkeiten zur Partizipation zu bieten.

Da sehe ich eher einen Denkfehler. Ein MMORPG ist per se ein Zeit fressendes Hobby und "Hobby" ist hier wörtlich gemeint... ein Hobby ist etwas das man regelmäßig macht und dabei überdurchschnittlich viel Zeit und auch mitunter Geld investiert (und was viele, die das Hobby nicht verstehen nicht nachvollziehen können ) und eine Freizeitbeschäftigung ist etwas, das man nur ab und zu mal macht, aber in normalen Bahnen... und darum sehe ich MMORPG als Hobby... und genau darum war auch das Genörgel wegen Pay 2 Play schon immer normal... für einen Hobbyisten ist P2P normal, für einen der nur eine Freizeitbeschäftigung sucht nicht... aber egal, zurück zum Thema.

Wie soll denn ein MMORPG für Wenigspieler aussehen? Viele Gameplay Mechaniken sind darauf ausgelegt, dass die Spieler regelmäßig spielen und entsprechend Zeit investieren. Was bringt dir eine 100 Mann Gilde, wenn man nie mehr als 10 Leute gleichzeitig online hat? Genau das passiert nämlich, wenn der Großteil aus Wenigspielern besteht. Du brauchst dann für einen Server, der eigentlich für 10.000 Leute gedacht ist, dann 100.000 Spieler, weil mehr wie 1/10 nie online ist. Wobei das nicht ganz richtig ist... zum Release hat man dann 100.000 Spieler, die alle gleichzeitig spielen wollen in einer Welt, die nur für 10.000 gedacht ist...

Du merkst selbst was für Probleme das alles aufwirft, auch bei Gameplay Elementen, die die Spieler bei Laune halten sollen. Alternative ist man legt das MMORPG auf Singleplayer aus, aber dann hat es mit MMORPG nichts mehr zu tun, weil die Meisten dann auch alleine spielen. Und genau wegen der Ausrichtung auf Wenigerspieler ist seit Jahren der Wurm im Genre drin.

Von daher... man kann es drehen und wenden wie man will, ein MMORPG ist ein Genre für Vielspieler und nicht Gelegenheitsspieler.

Gerade ArcheAge zeigt das auch wunderbar... denn du musst wöchentlich deine Miete für deine einzelnen Grundstücke zahlen, was dich allein schon zwingt immer wieder spielen zu müssen, nicht bloß um mal schnell die Miete zu zahlen, es braucht ja auch erst mal das Gold für die Miete. Und wenn man gar Tiere hat und/oder Pflanzen anbaut, muss man regelmäßig einloggen, ansonsten gehen Tiere und Pflanzen nach wenigen Tagen ein.

Und in Sandbox MMORPGs ist das absolut üblich, auch wenn ArcheAge nur zu 1/3 Sandbox ist, Rest ist typisch Themen Park.