Briefe des Nobelpreisträgers enthüllen: Ernest Hemingway erschoss 122 deutsche Kriegsgefangene

Von: Von PAUL C. MARTIN

Ernest Hemingway, 1954 Nobelpreisträger für Literatur („Der alte Mann und das Meer“). Er liebte den Kitzel der Gefahr und den süßlichen Geruch des Blutes.

Großwildjäger in Afrika. Kriegsberichterstatter nach der Landung der Alliierten in der Normandie 1944. Freund Fidel Castros. Stierkampffanatiker. Spitzname „Papa“.

Bisher galt er als Prototyp des furchtlosen Machos. Aber war er auch ein feiger Killer, der im Krieg wehrlose Soldaten erschoss?

Der „Focus“-Redakteur Rainer Schmitz *) hat seine Briefe und vergilbte Blätter alter Biografien neu gesichtet. O-Ton Hemingway am 27. August 1947 über seine Kriegserlebnisse an seinen Verleger Charles Scribner:

„Einmal habe ich einen besonders frechen SS-Kraut umgelegt (Kraut = verächtlicher Ausdruck für Deutsche, Red.). Als ich ihm sagte, dass ich ihn töten würde, ... sagte der Kerl doch: Du wirst mich nicht töten. Weil du Angst davor hast und weil du einer degenerierten Bastard-rasse angehörst. Außerdem verstößt es gegen die Genfer Konvention.“

Hemingway weiter – als habe er seine Gefühle auf den Gefrierpunkt geschraubt:

„Du irrst dich, Bruder, sagte ich zu ihm und schoss ihm dreimal schnell in den Bauch, und dann, als er in die Knie ging, schoss ich ihm in den Schädel, sodass das Gehirn aus dem Mund kam – oder aus der Nase, glaube ich.“

Hemingway begleitet bei Kriegsende eine US-Infanteriedivision im Range eines Offiziers. Dabei arbeitet er auch für den US-Geheimdienst OSS, die Vorgänger-Organisation der CIA. In Rambouillet, 50 Kilometer vor Paris verhört er deutsche Gefangene, stellt ein privates Waffenarsenal zusammen und entfernt von seiner Uniform die Zeichen des Kriegsberichterstatters.

An seine Geliebte und spätere Frau Mary Welsh schreibt er von der Front: „Wir haben’s hier sehr nett und lustig, viele Tote, deutsche Beute, viel Schießerei und jede Menge Kämpfe.“

Am 2. Juni 1950 berichtet Hemingway dem amerikanischen Literaturprofessor Arthur Mizener (1907–88) von der Cornell-Universität (US-Staat New York), er habe 122 Deutsche getötet.

Einer von ihnen habe versucht, auf dem Fahrrad zu entkommen. Der fliehende Deutsche war „ungefähr im Alter meines Sohnes Patrick“ (geb. 1928), also 16 oder 17 Jahre alt.

Mit dem Standardgewehr der US Army M1 habe ihm Hemingway von hinten durch den Rücken geschossen. Die Kugel (US-Kaliber .30) zerfetzte die Leber des jungen Deutschen.

Zeugen für die Todesschüsse haben sich nie gemeldet. Wollte Hemingway nur prahlen oder war er der Killer, als den er sich beschreibt?

„Ich töte gerne“ war sein Lebensmotto. „Töten, das dir ästhetischen Genuss und Stolz verschafft,“ schrieb er 1932, „war schon immer eines der größten Vergnügen eines Teils der menschlichen Rasse.“

Am 2. Juli 1961 tötet er sich selbst – mit einem Jagdgewehr in seinem Haus in Ketchum (US-Staat Idaho). Angeblich hat er den Abzug mit dem großen Zeh betätigt ...

* „Was geschah mit Schillers Schädel? Alles, was Sie über Literatur nicht wissen“, Eichborn, 39,90 Euro

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