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Gesundheit Red Bull und Co

Das machen Energydrinks mit Ihrem Körper

Was Energy-Drinks so gefährlich macht

Sie gelten als leckere Wachmacher: Energy-Drinks sind besonders bei Jugendlichen beliebt. Sie versprechen Spaß ohne Müdigkeit. Doch Verbraucherschützer und Mediziner warnen vor den Getränken.

Quelle: N24

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Viele nutzen Energydrinks wie Red Bull als Wachmacher. Sie erhöhen Blutdruck und Puls. Forscher untersuchten die Wirkung auf den Körper und kommen zu dem Schluss: Mehr als zwei Dosen täglich sind problematisch.

Jede Menge Koffein, jede Menge Zucker – und ein paar Stoffe, von denen man nicht genau weiß, was sie im Körper anstellen. So lassen sich die Inhaltsstoffe von Energydrinks wie Red Bull zusammenfassen.

Wer genau wissen will, ob Red Bull wirklich Flügel verleiht, wie genau das süße Getränk das eigentlich anstellt und ob das Ganze schädlich ist, für den wird es etwas kompliziert. Das Wichtigste sind aber die Hauptbestandteile Koffein und Zucker. Und deren Wirkungen sind wissenschaftlich gut erforscht.

In nur zehn Minuten ist das Koffein im Blut

Eine 250-Milliliter-Dose enthält um die 80 Milligramm Koffein und 27,5 Gramm Zucker. Damit trinkt man also eigentlich einen kleinen Mokka mit Zucker. Viel Zucker. Gut neun Stück Würfelzucker, um genau zu sein.

Nur zehn Minuten dauert es, bis das Koffein im Blut angekommen ist. Der Blutdruck steigt, ebenso der Puls. Nach gut 20 Minuten spürt man die Wirkung des Koffeins: Man fühlt sich wach und konzentrationsfähig, auch der Blutzuckerspiegel ist jetzt auf dem Höhepunkt.

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Nach 40 Minuten ist alles Koffein, das aufgenommen wurde, im Umlauf. Der Zucker stimuliert das Belohnungssystems des Gehirns – es wird das Glückshormon Dopamin freigesetzt. Wer Höchstleistungen vollbringen will, sollte sich jetzt ranhalten.

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Image of a six year old boy drinking a sugary drink (cola) through a straw sitting at a table in a restaurant.
Zuckerfrei und gesund?

Denn nach einer Stunde etwa ist das wache Glück schon vorbei. Der Zucker ist verarbeitet, ein Teil davon in Fett umgewandelt. Die Müdigkeit kommt langsam zurück, manche werden auch reizbar oder nervös.

Das verstärkt sich weiter – nach fünf bis sechs Stunden ist die Hälfte des Koffeins im Blut abgebaut, nach etwa zwölf Stunden ist es gänzlich verschwunden. Es hängt ein bisschen vom Alter, Geschlecht und anderen Faktoren ab, zum Beispiel, wie viel man sich in dieser Zeit bewegt hat.

Wirkung ab zwei Dosen Energydrink problematisch

Was heißt das nun für den Konsum von Energydrinks? Von einem Red Bull wird niemand Schaden nehmen, da sind sich Experten einig. Doch mehr als zwei Dosen Energydrink am Tag sind problematisch – vor allem für jene, die mit Herz-Kreislauf-Beschwerden zu kämpfen haben.

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Denn Red Bull und Co. können das Herz aus dem Takt bringen. Weil das Koffein in dem süßen Getränk die Herzfrequenz nach oben schießen lässt, können bei empfindlichen Menschen oder bei zu hohem Konsum Herzrhythmusstörungen auftreten, wie das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) warnt.

Ärzte fordern Verbot für Energyshots

Sie haben mehr Koffein als Kaffee, schmecken aber süßer. Deswegen greifen Kinder und Jugendliche zu Energyshots, ohne über die Inhaltsstoffe nachzudenken. Dabei sind die Risiken kaum einzuschätzen.

Quelle: N24

Die anderen Inhaltsstoffe in den Drinks, wie Taurin oder Inosit, sind dem BfR zufolge dagegen gesundheitlich nicht bedenklich. Taurin, eine sogenannte Aminoethansulfonsäure, entsteht beim Abbau der Aminosäure Cystein.

Taurin bildet sozusagen den Markenkern für Red Bull: Der Mythos, es würde aus Stierhoden stammen, hält sich hartnäckig.

Tatsächlich wird Taurin vom Körper selbst hergestellt: Es reguliert das Zellvolumen und entscheidet, was mit dem in der Zelle enthaltenen Calcium geschieht. Trotzdem nutzt Red Bull Taurin – im Drink selbst in synthetischer Form vorhanden – als Marketingstrategie. Leistungssteigernd soll es zusammen mit dem Koffein wirken.

Wissenschaftliche Studien aber sehen das anders. Die Stiftung Warentest etwa befand in ihrem Test, dass Taurin keine über das Koffein hinausgehende leistungs- oder konzentrationssteigernde Wirkung hat. Auch für die anderen Inhaltsstoffe, die gern in Energydrinks gepackt werden, gäbe es keine belastbaren Ergebnisse.

Behörde hat Nebenwirkungen von Energydrinks im Blick

Koffein und Zucker ist demnach alles, was wirkt – hoch dosiert. Die Gefahr der Überdosierung mit Koffein sei daher relativ hoch, so die Stiftung Warentest. Neben den Herzrhythmusstörungen könnten in Kombination mit Alkohol oder Sport auch Krampfanfälle oder Nierenversagen eintreten. „Die Energydrinks sind bestenfalls überflüssig, bei literweisem Konsum aber gefährlich“, lautete das Fazit der Stiftung.

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Das Bundesinstitut für Risikobewertung sieht ebenfalls im Konsum von Energydrinks in Verbindung mit Alkohol oder Sport mögliche gesundheitliche Probleme bis hin zu Todesfällen.

Allerdings ist hier die Kausalität nicht ganz klar. Experten vermuten, dass die verschiedenen typischen Energydrink-Inhaltsstoffe sich in ihrer Wirkung gegenseitig verstärken und erst so zu Problemen führen können.

Obwohl Energydrinks zweifelsohne dem Körper viel Energie zuführen, muss das nicht heißen, dass sie auch leistungssteigernd wirken. Das zeigte im Jahr 2010 eine Studie von Forschern der Northern Kentucky University, die sie im Journal „Experimental and Clinical Psychopharmacology“ veröffentlichten.

Bei Reaktionstests schnitten in der Untersuchung jene Probanden, die eine halbe Stunde vorher eine Dose Red Bull getrunken hatten, schlechter ab jene Versuchsteilnehmer, die einen ebenso süßen Drink ohne Koffein getrunken hatten. Gleichwohl fühlten sich die Studienteilnehmer mit dem Energydrink fitter und energiegeladener als die anderen Probanden.

Insgesamt ist das Bild gemischt: Einige Untersuchungen fanden eine leicht verbesserte Konzentration und Wachheit sowie ein besseres Gedächtnis, andere widerlegen dies oder fanden gar keine Effekte.

In mehreren Studien wurde zudem nachgewiesen, dass Energydrinks – genau wie Kaffee – aufgrund des Koffeins anregend auf das Herz-Kreislauf-System wirken. Dass durch den Genuss dieser Getränke der Puls ansteigt, ist nicht überraschend.

Eine Reihe Dosen mit Energydrinks verschiedener Marken
Eine Reihe Dosen mit Energydrinks verschiedener Marken
Quelle: picture-alliance / Romain Fellen

Erstaunt waren aber Wissenschaftler der Universität Freiburg unter Leitung des Mediziners Erik Grasser, als sie mittels Ultraschallmessungen feststellten, dass Red Bull in der größten der drei Hirnarterien auch den Widerstand erhöhte – und dadurch die Fließgeschwindigkeit des Blutes abnahm.

Zwar habe sein Team das nicht direkt messen können, doch der eigentliche Blutfluss ins Gehirn könne sich dadurch rund zehn Prozent verringern, so Grasser. Die Forschungsergebnisse wurden im „European Journal of Nutrition“ veröffentlicht. Die in der Werbung versprochenen Vorteile von Energydrinks überwiegen also nicht, wenn es nach dieser Studie geht.

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Red Bull reagierte mit der Kritik, dass die Studie keine Effekte zeige, die über jene einer Tasse Kaffee hinausgingen. Es sei schwer zu verstehen, warum die Forscher keine Koffein-Kontrollgruppe in die Studie einbezogen hätten.

Auch Grasser selbst räumte ein: Pauschal gesundheitsgefährdend sei Red Bull nicht. Die Wirkung unterscheide sich in der Tat nicht wesentlich von der von Kaffee. Die US-Ärztegesellschaft empfiehlt Erwachsenen, täglich nicht mehr als 500 Milligramm Koffein zu konsumieren – das sind ungefähr fünf Tassen Kaffee.

Mit einer Dose Red Bull erreicht man dieses Maximum nicht. Allerdings sollten sich Jugendliche auf eine Tasse Kaffee pro Tag beschränken. Übersetzt heißt das: Wenn überhaupt, dann sollten Jugendliche maximal eine Dose Red Bull am Tag trinken. Aber ob sie sich an einem Partywochenende daran halten?

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