Für sie ist das Projekt "Kinderpate" in Balingen eine "Beziehungsaufgabe" (von links): Tanja Giese, Tanja Kapaurer und Margrit Weinmann-Mayer. Foto: Hauser

Kinderschutzbund startet Projekt "Kinderpate". Flüchtlingskinder sollen zur Normalität zurückfinden.

Balingen - Die Räume im Balinger Generationenhaus in der Filserstraße sind da, die Anschubfinanzierung ist gesichert. Jetzt sucht der Kinderschutzbund Ehrenamtliche, die bei dem neuen Projekt "Kinderpate" mitmachen.

"Dieses Vorhaben hat uns schon lange umgetrieben", hält Vorsitzende Tanja Kapaurer fest. Geholfen werden soll Flüchtlingskindern im Alter von drei bis zwölf Jahren, "dass sie sich wieder fühlen und spüren können".

Denn, erklärt Margrit Weinmann Mayer, Vorstandsmitglied im Kinderschutzbund und Heilpädagogin, die Ressourcen und Fähigkeiten der Kinder seien durch die Flucht unterdrückt. Sie lebten in ständiger Angst davor, was auf sie zukommt, und litten mit den Eltern: "Diese Kinder können nicht lernen und sich nicht auf Neues einlassen. Ihre Seele ist völlig aus dem Gleichgewicht."

"Der Kinderschutzbund will den Kindern helfen, dass sie wieder Fuß fassen und sich in die Gesellschaft integrieren können", ergänzt Kapaurer, "damit sie später auch einmal Verantwortung übernehmen." Laut Projektleiterin und Heilpädagogin Tanja Giese habe sich gezeigt, dass die pädagogischen Möglichkeiten in Kindergärten und Schulen nicht immer ausreichten. Gedacht sei an ein "niederschwelliges, heilpädagogisches Angebot" wie Spielstunden, damit die Kinder wieder zu ihren Stärken zurückfinden.

Und nun kommen die Ehrenamtlichen ins Spiel, die sich der Flüchtlingskinder annehmen sollen. Gedacht sei an Personen, die Erfahrung mit Kindern haben, die eine "gewisse Belastbarkeit" mitbringen und einen Teil ihrer Lebenszeit "einem Kind schenken wollen". Tanja Kapaurer: "Ein Mensch lässt sich auf ein Kind ein." Den betroffenen Kindern soll mit dem verlässlichen Angebot eine Bezugsperson gegeben und Sicherheit vermittelt werden. Sollten aber die Ziele nicht erreicht werden, könnte der nächste Schritt professionelle Psycho-, Logo- oder Ergotherapie sein.

Die Ehrenamtlichen werden zunächst vom Kinderschutzbund in Stuttgart zu Familienpaten geschult und dann noch von Margrit Weinmann-Mayer und Tanja Giese mit gesundheitspädagogischen Richtlinien vertraut gemacht. "Sie werden eng begleitet", hält Weinmann-Mayer fest.

"Der Bedarf ist da", erklärt sie weiter. In den Kindergärten und Schulen seien es entweder die aggressiven Kinder oder die besonders leisen. Über die Einrichtungen soll der Kontakt zu ihnen und vor allem zu den Eltern hergestellt werden. Diese müssten hinter dem Projekt stehen und bereit sein, die Kinder aus ihrer Obhut zu geben.

"Wir sind uns bewusst, dass wir uns einer großen Aufgabe, gestellt haben, einer Beziehungsaufgabe", so Tanja Kapaurer. Aber von Menschen hervorgerufenes Leid könne nur durch Menschen wieder gutgemacht werden. "Wenn die Einrichtungen, der Kinderschutzbund und die Eltern gut zusammenarbeiten, dann läuft das", ist sie sich sicher.

Weitere Informationen: Kinderschutzbund, Telefon 07433/2 12 12