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Keine Steuern gezahlt - Mit einem Knopfdruck verschwindet der Umsatz in Kasseler Asia-Imbiss

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Umsatz im Asia-Imbiss verschwindet auf Knopfdruck.
Umsatz im Asia-Imbiss verschwindet auf Knopfdruck. © Peter Kneffel/dpa

Der Betreiber eines Asia-Imbisses in Kassel lässt seinen Umsatz verschwinden und zahlt keine Steuern. Jetzt steht er vor Gericht.

Die Taste auf der Registrierkasse klingt wie der Traum aller Gastronomen, die ihre Steuerschuld beim Finanzamt illegal verkürzen wollen: Mit einem Tastendruck verschwindet der Umsatz aus den Unterlagen, entsprechend weniger Umsatz- und Einkommenssteuer sind zu zahlen.

Im Prozess gegen einen 48-jährigen Vietnamesen, der in seinen Asia-Imbissen in Kassel und anderen Orten zwischen 2007 und 2012 rund zwei Millionen Euro Steuern und Solidarbeitrag hinterzogen haben soll, sagte der Kassenaufsteller nun aus, der die Registrierkassen in den Imbiss-Lokalen des Angeklagten gewartet und programmiert hatte. 

Kasseler Unternehmer zahlt keine Steuern

Für den Zeugen war der Auftritt vor der 3. Strafkammer des Landgerichts ein Ritt auf der Rasierklinge: Gegen ihn selbst und sein im Landkreis Kassel angesiedeltes Unternehmen laufen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts auf Beihilfe zur Steuerhinterziehung. 

Entsprechend lange nahm sich der 57-Jährige Zeit, die Fragen von Richter Zmyj-Köbel zu beantworten, ohne sich eventuell selbst zu belasten, denn auch seine Geschäftsräume wurden bereits von Ermittlern durchsucht.

Letzlich räumte der Zeuge ein, dass der Angeklagte ihm gesagt habe, „er wolle nicht alles offiziell“ machen. Man habe darüber gesprochen, wie das zu bewerkstelligen sei.

Betreiber von Asia-Imbiss soll keine Steuern gezahlt haben

Bei einem Kassentyp etwa würden Stornierungen von bereits eingetippten Zahlungen später nicht ausgewiesen. Außerdem gebe es Tasten, mit denen sich einzelne Umsätze, auch die Umsätze eines Tages komplett löschen ließen. „Das wird dann alles auf Null gestellt“, sagte der Zeuge. 

Eine andere Möglichkeit sei der sogenannte „Trainer-Modus“. Auch diese Umsätze würden zwar gebucht, aber nicht erfasst. Der Zeuge: „Diese Umsätze tauchen nirgends auf, das ist bei allen Kassensystemen so.“ Er mache dies auf den Wunsch des Kunden, der sage, zum Beispiel, dass er zehn Prozent weniger Umsatz angezeigt haben wolle.

Steuern: Mit einem Knopfdruck verschwindet der Umsatz

Für den Angeklagten sei er nach Gießen gefahren und habe beim dortigen Asia-Imbiss eine speziell programmierte Software geholt und auf die Kassen in Kassel aufgespielt, räumte er ein. Das verbindet offenbar: Im vergangenen Jahr war der Zeuge mitsamt Familie gemeinsam mit dem Angeklagten in Vietnam unterwegs. „Ich habe aber alles selbst bezahlt“, beteuerte der 57-Jährige

Der Zeuge war in Begleitung des Göttinger Anwalts Markolf Schmidt erschienen. Schmidt habe ihm geraten, mit Staatsanwältin Sabrina Meier zusammen zu arbeiten, sagte der Zeuge. Schließlich drohe ihm selbst bei Verurteilung wegen Behilfe eine Gefängnisstrafe.

Erst Anfang des Jahres musste sich ein Mitarbeiter des Finanzamts vor dem Landgericht Kassel verantworten. Ihm wurde Steuerhinterziehung in 171 Fällen und Bestechlichkeit in 46 Fällen vorgeworfen.

Ein 38-jähriger Geschäftsmann aus Frankfurt soll eine Software für Kassensysteme entwickelt zu haben, mit der sich Buchungen in Restaurants manipulieren lassen.

Ein Gastronom in Göttingen wurde zu drei Jahren Haft verurteilt, weil er Steuern mithilfe der Betrugssoftware hinterzogen hat. 

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