"Wir müssen in die Zone. Weg vom Sturm."

Was ist denn die Zone? Ist man da vor dem Sturm sicher? Und wieso gibt es überhaupt den Sturm, der über das Spielfeld wandert?

"Mann, das ist doch klar, sonst würden die Teams vielleicht auf je einer Seite der Map campen, und es käme nie zum Kampf."

Aha. Natürlich.

Also fliehen wir vor dem Sturm. Wir, das sind drei Zwölfjährige, mein Sohn und zwei seiner Freunde – und ich, der einzige Erwachsene auf der Couch. Die drei jungen Experten erklären mir etwas, das gerade sehr wesentlich ist in ihrem Leben: Fortnite, das erfolgreichste Videospiel dieser Tage. Besonders Jugendliche spielen es, mindestens 40 Millionen weltweit, genaue Zahlen gibt der Hersteller Epic Games nicht raus. Seine Monatsumsätze schon: 223 Millionen Dollar waren es im März, 318 Millionen im Mai, und das allein mit Fortnite. Die Milliardenumsatzschwelle ist bereits überschritten, dabei ist das Spiel erst zwölf Monate auf dem Markt, in dieser Woche ist es ein Jahr her, dass es herausgekommen ist.

Es gibt noch andere Spiele derselben Art, vor allem PUBG, neuerdings Realm Royale. Doch keines ist so unmittelbar so tief in die Popkultur eingesickert. Eltern können dem Thema Fortnite nicht ausweichen. Kaum etwas reizt vor allem männliche Jugendliche ähnlich stark, außer vielleicht Minecraft, das war das Hypespiel davor. Alle drei Jungen, die nun hier vor dem Bildschirm hocken, sind sportlich, im Fußballverein oder beim Judo, sie spielen Instrumente, Schlagzeug, Oboe, Gitarre. Da muss man als Elternteil überall mal helfen. Bei Fortnite nie.

"Da ist der Bus, noch nicht springen!"

Klingt dumm, ist es aber nicht

In der ersten Sekunde des Spiels sieht man, was es auszeichnet: Es ist angenehm albern. Da schwebt ein blauer Partybus an einem Ballon über eine Insel, wir springen daraus mit einem Gleitschirm ab. Im freien Fall sucht man sich aus, wo auf der Insel man beginnen möchte, öffnet den Schirm und kämpft los. Denn darum geht es in diesem Spiel: Man ist mit 99 anderen Avataren echter Onlinespieler und -spielerinnen zusammen auf der Insel, zunächst nur mit einer Spitzhacke bewehrt; richtige Waffen muss man erst finden. Dann ballern alle aufeinander, und wer als Letzter noch steht, ist Sieger. Klingt simpel und dumm. Ist es aber nicht.

Mein Sofa ist vom WM-Fußballgucken noch frontal zum Fernseher aufgestellt, für die Kinder ist das Ereignis jetzt vermutlich genauso aufregend wie eine WM-Übertragung, mindestens. Fortnite Battle Royale läuft auf der Xbox One vor uns, das Spiel ist kostenlos, aber wer auf Xbox oder Playstation mit anderen vernetzt spielen will, braucht einen Gold- oder Plus-Pass, der kostet etwa sieben Euro im Monat. Das Spiel selbst ist immer gleich, egal worauf man es spielt. Die drei Jungs hängen lässig, aber sehr aufmerksam im Sofa. Wir entscheiden uns für den Einzelspielermodus, doch alle entscheiden gemeinsam, was zu tun ist.

"Es gibt drei unterschiedliche Materialien, nämlich Holz, Stein und Metall. Metall hält am besten", erklärt mir einer der Jungen. "Manchmal kommen auch so loot drops, das sind diese Ballons, da sind dann Waffen oder Rohstoffe oder andere nützliche Dinge drin." Ein anderer ergänzt: "Je weniger Leute noch leben, wenn man selber krepiert, desto mehr Erfahrung bekommt man." Die Jungen reden durcheinander, es hagelt Informationen wie: "Von Äpfeln bekommst du Leben, das ist der grüne Balken, von Pilzen mehr Schild, das ist der blaue Balken." Oder: "Wenn man Lagerfeuer platziert und sich da ranstellt, bekommt man wieder Leben, wenn man zum Beispiel damage hat."