Tote Menschen können nicht vor Gericht erscheinen, tote Frösche schon. Der amerikanische Künstler Matt Furie hat nun Anwälte beauftragt, um gegen die unrechtmäßige Nutzung des von ihm erschaffenen Comicfroschs Pepe vorzugehen. Genauer: Er mahnt Neonazis und Rechtspopulisten ab, die Pepe nach Ansicht von Furie für ihre Zwecke missbrauchen.

Es ist das nächste Kapitel der langen Pepe-Saga. 2005 taucht der Frosch erstmals in einem obskuren Webcomic auf. Über Plattformen wie MySpace gelangt er in die Onlinecommunity 4chan, wo er schließlich zum Meme wird: Tausende Pepe-Versionen entstehen und zeigen ihn in den verschiedensten Kontexten. Pepe is love, Pepe is life. Vor allem ist er ziemlich harmlos und unschuldig – bis zum US-Wahlkampf im vergangenen Jahr.

Vom Meme zum Hasssymbol

Da nämlich entdeckt die sogenannte Alt-Right-Bewegung in den USA den Frosch für sich und macht ihn über Monate hinweg zu ihrem Quasi-Maskottchen. Immer häufiger wird Pepe mit Nazisymbolik verknüpft, Plattformen wie Breitbart und führende Alt-Right-Figuren wie der Neonazi Richard Spencer nutzen ihn auf ihren Websites und in Artikeln. Im vergangenen September nimmt die amerikanische Anti-Defamation League, die sich gegen die Diffamierung von Juden einsetzt, Pepe in ihre Datenbank der Hasssymbole auf.

Matt Furie muss mit ansehen, wie ihm seine Schöpfung langsam entgleitet. Wie sich ihre Deutung verändert, weil Pepe in der Öffentlichkeit, verstärkt durch die Medien, nahezu ausschließlich im Kontext von Donald Trump und dessen Unterstützern auftritt. Zunächst glaubt Furie, dabei handle es sich nur um eine Phase. Pepe sei größer als die Rassisten und früher oder später werde er wieder seine ursprüngliche Rolle als umgänglicher und cooler Frosch einnehmen, sagt Furie, und bittet unter dem Hashtag #SavePepe um Unterstützung.

Doch Furie unterschätzt den Einfluss der Rechten. Im Mai dieses Jahres veröffentlicht er einen neuen Comic, in dem Pepe in einem Sarg liegt. Es scheint, als hätte Furie kapituliert und seinen Frosch symbolisch getötet. Etwas, das der Künstler später bestreitet. Es sei nur ein Scherz gewesen. Gleichzeitig kündigt er an, wieder "unternehmerische Kontrolle" über Pepe erhalten zu wollen. Sprich: Wenn Hashtags und nette Worte nicht funktionieren, müssen es eben die Anwälte richten.

Letzter Ausweg Urheberrecht

Im August mahnen Furie und seine Anwälte den Autoren des Kinderbuchs The Adventures of Pepe and Pede ab. Er hatte Pepe als islamfeindliche Figur dargestellt. Beide Parteien einigen sich schließlich und Furie spendet die bis dato durch das Buch erhaltenen Erlöse in Höhe von etwa 1.500 US-Dollar an eine gemeinnützige Organisation.

Mit der Entscheidung im Rücken geht Furie seitdem juristisch gegen alle vor, die Pepe in irgendeiner Form als rassistisch und fremdenfeindlich darstellen oder ihn für rechtspopulistische Propaganda einsetzen und daraus Profit schlagen. So hat Amazon bereits ein Buch mit Pepe aus dem Programm genommen und Google eine App aus dem Play Store entfernt.

Die jüngsten Abmahnungen betreffen einige prominentere Personen, nämlich die Alt-Right-Persönlichkeiten Richard Spencer und Baked Alaska, den Verschwörungstheoretiker Mike Cernovich und die Administratoren des Reddit-Forums r/the_Donald. Überall, wo Pepe auftritt, sei es als Button auf einer Website oder als Symbol auf Buchumschlägen oder in YouTube-Videos, handle es sich um Urheberrechtsverletzungen, argumentieren Furies Anwälte.